Paulina Negrete – die chilenische Alfajores-Bäckerin

Paulina Negrete und ihr Mann Mathias Wilkendorf stammen aus Valparaiso, einer chilenischen Hafenstadt am Stillen Ozean. Beide wuchsen dort auf, gingen zur Schule und studierten: Paulina Sport, Mathias Kunst und Fotografie. Vor neun Jahren kamen sie nach Deutschland. Welche Pläne sie damals hatten? Sie lächeln und bleiben eine Antwort schuldig. Mathias Wilkendorf arbeitet heute als Industriekletterer, Paulina Negrete hat sich als Süßwarenhandwerkerin selbstständig gemacht. Leben ist das was passiert, während du andere Pläne verfolgst…

Wir begegneten dem Paar während des Tages der Manufakturen auf dem KPM-Gelände. Paulina Negrete stellte dort süße handgemachte Spezialitäten vor – Alfajores, das sind Doppelkekse aus Mürbeteig, gefüllt mit Dulce de leche. „Das ist die süße Sünde Chiles schlechthin“, erklärt sie mit dem Charme, der nötig ist, um Passanten zum Probieren zu bewegen.

„Vielleicht wie Dominosteine in Deutschland, allerdings mit dem Unterschied, dass Alfajores in meiner Heimat das ganze Jahr Konjunktur haben.“ Tatsächlich sind Alfajores nicht nur in Chile bekannt und beliebt, sondern auch in den anderen Ländern Lateinamerikas. Das will Paulina allerdings nicht unkommentiert stehen lassen: „…wobei Chile schon ein besonderer Rang zukommt, weil dort nun mal die Dulce de leche, ohne die es keine Alfajores gäbe, erfunden wurde!“

Kein Zweifel, die kulinarische Literatur bestätigt es: Im 18. Jahrhundert wurde in Chile erstmals aus Mild, Zucker und Vanille eine Creme hergestellt, die sich als Brotaufstrich schnell verbreitete und den Namen Manjar oder eben Dulce de leche bekam, das bedeutet Süßes aus Milch. „Vor etlichen Jahren hat Argentinien für die Dulce de leche sogar die Anerkennung als UNESCO-Weltkulturerbe beantragt, aber das ist abgelehnt worden“, weiß Paulina Negrete. Was die 37-Jährige vor sieben Jahren als spontane Aktion gegen das kulinarische Heimweh am häuslichen Herd begann, mauserte sich mit der Zeit zum respektablen Konditor-Business.

Inzwischen fertigt Paulina Negrete in einer Friedrichshainer Produktionsküche acht Alfajores-Sorten und verschiedene Alfajores-Torten. „Natürlich ohne künstliche Farb- und Konservierungsstoffe und bestenfalls mit der Hälfte der in Chile üblichen Zuckermenge.“ Damit ist sie ganz gut im Geschäft – online oder bei South Embassy, La Siesta und anderen guten Feinkostadressen. Ihr 2014 gegründetes Start-up nannte die Alfajores-Kreateurin übrigens Antojitos – das heißt soviel wie „kleiner Appetit“.

Antojitos