Spätestens seit die pandemiebedingten Restriktionen ihr Geschäft immer unsicherer machen, ist der Verkauf hausgemachter Produkte für viele Restaurantbetreiber eine feste Größe. Einige riefen eigene Online-Shops ins Leben, andere lieferten ihre Saucen, Suppen, Säfte und Salze auf fremde virtuelle Marktplätze – Jinok Kim-Eicken setzte ganz und gar auf die analoge Variante und mietete einen Stand in der Markthalle Neun. Seit Ende Januar 2021 bietet die Inhaberin des koreanischen Restaurants NaNum in der Kreuzberger Lindenstraße gegenüber dem Jüdischen Museum (www.nanumberlin.com) hier nun jeden Samstag ihre Kimchi-Kreationen an, serviert vegetarische oder vegane Snacks namens Gim Bab und kann sich über mangelnden Zuspruch der Markthallen-Besucher nicht beklagen. „Das Wagnis hat sich auf jeden Fall gelohnt“, sagt sie.
Wenn Koreaner über Kimchi reden, ist immer ein bisschen Poesie im Spiel, auch bei Jinok Kim-Eicken. „Kimchi ist eine Seelenspeise“, sagt sie, spricht davon, dass „Fermente leben, mit Aromen begeistern, den Geist erfrischen.“ Man könnte die 69-Jährige für eine Abgesandte des Staatlichen Instituts zur weltweiten Verbreitung der Kimchi-Botschaft halten (das gibt es in Korea tatsächlich), aber das ist sie mitnichten.
Jinok Kim-Eicken ist Künstlerin und Gastronomin, weit gereist und weltgewandt, elegant und eloquent. Eine Grande Dame. Sie studierte Gesang an der Seoul National University und an der Universität der Künste in Berlin, konzertierte als Altistin auf internationalen Bühnen, machte als Händel-Interpretin von sich reden und als Preisträgerin renommierter Gesangswettbewerbe, arbeitete als Dozentin und schrieb ein Buch über den deutschen Liedgesang. In ihrer Wahlheimat Berlin startete sie 2009 eine zweite Karriere als Keramikkünstlerin.
2018 schließlich eröffnete sie in einem Neubau gegenüber dem Jüdischen Museum ihr Atelier-Restaurant NaNum, architektonisch wie kulinarisch ein Juwel. Gemeinsam mit einem kleinen Team servierte sie ihre Interpretationen koreanischer Klassiker, viele Gerichte stimmte sie auf ihre naturbelassene Keramik ab. Als 2020 der gastronomische Stillstand verordnet wurde, zog sie in die Markthalle Neun.
Neben ihren Kimchi-Kreationen und den an Sushi erinnernden intensiv-aromatischen Reisröllchen Gimbab – in Korea ein beliebter Streetfood-Snack – verkauft Jinok Kim-Eicken auch ihre Keramik-Schöpfungen. Wie gesagt, seit über zehn Jahren ist die Künstlerin in diesem Metier unterwegs. Nach dem Studium der koreanischen Keramiktradition und vielen Experimenten fand sie zu einer individuellen Formensprache, von der alle ihre frei geformten, also ohne Töpferscheibe gefertigten, innen glasierten und bei sehr hohen Temperaturen gebrannten Platten, Schalen und Teller geprägt sind.
Kimchi, zu deutsch milchsauer vergorenes Gemüse, ist im Berliner Feinkosthandel allgegenwärtig – selten allerdings gibt es die koreanische Nationalspeise derart ausgewogen komponiert wie bei NaNum in der Markthalle Neun. Nicht zu scharf, nicht zu salzig, nicht zu sauer. Perfekte Harmonie.
Unser Favorit: Paechu-Kimchi, der Klassiker aus Chinakohl.
Koreanische Feinkost und Keramik
Markthalle Neun
Eisenbahnstraße 42/43
10997 Berlin-Kreuzberg
(Samstag, 10.00 Uhr – 16.00 Uhr)