Der junge Mann und seine Sicilianische Spezialitäten wirkt hinter dem kleinen Stand auf dem Wochenmarkt am Karl-August-Platz in Charlottenburg wie das ganze Gegenteil eines Händlers. Er ist eher still und zurückhaltend, ohne die Haltung vieler seiner Kollegen.
Wenn sich allerdings jemand für seine Angebote interessiert, blüht er förmlich auf und erläutert die geschmacklichen Besonderheiten der Olivensorten, wie Biancolilla, Cerasuola und Nocellara. Er erklärt ebenso geduldig die Verwendung von Fenchelpesto. Und erzählt er von Pino Puglisi, einem sizilianischen Pfarrer, der sich in Modica um junge Mütter kümmerte. Er hat gemeinsam mit ihnen eine Schokoladenproduktion aufzogen und wegen seiner sozialen Teilnahme wurde er 1993 von der Mafia ermordet.
Der junge Mann heißt Pietro Nicotra, er ist 26 Jahre alt und Sizilianer. Dort absolvierte er an der Universität Catania ein BWL-Studium und kam gemeinsam mit seinem Freund Vincenco Costanza nach Berlin. Beide wollen hier ihren Master machen.
Um das zu finanzieren, gründeten sie eine kleine Importfirma. Damit holen sie heimische Spezialitäten nach Berlin, wie erstklassige Olivenöle, naturell und mit dem Aroma von Basilikum, Chili, Knoblauch, Limone oder Orange. Sie bringen auch eingelegte Oliven, Konfitüren, Kräuter, Pestos. Die meisten Feinkosten stammen aus einer kleinen Organisation, die Pietros Eltern gemeinsam mit einer zweiten Familie gründete. Sie sind in Handarbeit hergestellt und die Familien leben von der Qualität ihrer Produkte. „Á mio gusto“, urteilt eine Kundin, „ganz nach meinem Geschmack“. Lob, dass Pietro Nicotra häufig hört.