Der Magistratsweg im Spandauer Ortsteil Staaken verbindet die Heerstraße mit dem Brunsbütteler Damm und der Spandauer Straße und ist nicht unbedingt das, was man zentral gelegen nennt. Dennoch hatte der Bäckermeister Karl Grosser wohl den richtigen Riecher, als er hier vor knapp 60 Jahren die Bäckerei Zimmermann eröffnete. Etwa zur gleichen Zeit entstand nicht allzu weit entfernt die Louise-Schroeder-Siedlung, benannt nach der Berliner Oberbürgermeisterin (1947–1948) Louise Schroeder; und auch ringsum wurde viel gebaut.
Die Bäckerei Zimmermann
Die Einwohnerzahl Staakens stieg von Jahr zu Jahr und mit ihr die Kundenfrequenz in der Handwerksbäckerei. Das blieb auch so, als aus der Bäckerei Grosser im Jahr 2005 die Bäckerei Zimmermann wurde.
Wolfgang Zimmermann, gebürtiger Saarländer, hat sein Handwerk in Berlin gelernt, in der Reinickendorfer Bäckerei Gast, später als Backstubenleiter und Produktentwickler für die Otto Reichelt GmbH gearbeitet und 1989 seinen Meister gemacht. „Mit Auszeichnung“, fügt er hinzu und man sieht, wie stolz er noch heute darauf ist.
Zimmermann, das ist ein eingespieltes Team
Danach zog er als Entwicklungshelfer nach Mecklenburg-Vor-pommern und machte die ehemals volkseigenen Rügener Back-waren in Bergen fit für die Marktwirtschaft. 2005 schließlich kehrte Zimmermann zurück nach Berlin und startete – damals 44-jährig – mit der Übernahme der Handwerksbäckerei Grosser im Spandauer Magistratsweg in die Selbstständigkeit.
Zimmermanns ungewöhnlich geräumige Backstube ist der Arbeits-platz von Maxim Ewald, Frank Schmidt und Karsten Wöhnke. Die drei sind eine eingespielte Mannschaft, das merkt man schnell. Ihre verbale Kommunikation hält sich in Grenzen, keine Ansprachen, keine Aufforderungen, dieses zu bringen oder jenes zu holen, bestenfalls eine knappe Handbewegung oder ein kurzer Blick. Das nennt man wohl Teamwork.
Auch für das vegane Herz, gibt es in der Bäckerei Zimmermann viel Gutes
23 Brotsorten hat die Bäckerei im Programm, einfach und doppelt gebackene, alltägliche und solche, die nicht jeden Tag gebacken werden – die Brauhausknolle etwa, ein Kartoffelbrot mit Speck und Zwiebeln, exklusiv für das Brauhaus Spandau oder die Spandauer Braumeisterkruste, ein Weizenmischbrot mit 24-stündiger Teigreife und dem Zusatz von Bier. „Und natürlich unsere vegane Spezialität Pharao“, ergänzt Meister Zimmermann, „die ohne Backhefe aus-kommt und für spezielle Ernährungsformen geeignet ist.“
Hier geht es um den guten, aber auch gesunden Geschmack
In Zimmermanns Büro hängen die Belege für Kreativität und Qualität seiner Bäckerei, Auszeichnungen en masse. Für die „Goldene Brezel 2022“ muss er noch einen Platz an der Wand fi nden. „Irgendwo da-zwischen“, sagt er. Wichtiger ist ihm ohnehin, was die Kunden meinen.
„Neunzig Prozent sind Stammkunden“, so der Meister, „die wollen beste Ware, und wenn ihnen was nicht passt, dann halten sie damit auch nicht hinterm Berg.“ Es geht in der Bäckerei Zimmermann, wie bei den anderen Berliner Handwerksbäckern auch, um das tägliche Brot, das nicht nach künstlichen Back- und Triebmitteln riecht, sondern nach Hefe oder Sauerteig, das nicht nach drei Tagen zum knochenharten Etwas wird, sondern lange frisch bleibt und das nicht nur mit einem modischen Namen punktet, sondern mit gutem Geschmack. „Es geht um bodenständige, ehrliche Arbeit“, fasst Wolfgang Zimmermann zusammen, der jetzt 61 ist und die Frage nach seinem Nachfolger offen lässt…
Zum Schluss unserer Bäckerei-Stippvisite gestattet uns der Meister noch einen Blick in sein „süßes Kabinett“. Hier arbeitet Konditorin Madeleine Pekdemir. Die 36-Jährige hat bei Zimmermann gelernt, und er hat sie nach erfolgreichem Abschluss auch übernommen. „Das war damals wie ein Lottogewinn“, so die junge Frau, „keiner wollte mich, allein erziehend mit drei Kindern, er hat sofort ja gesagt.“ Bei Wolfgang Zimmermann ist also nicht nur die fachliche Kompetenz meisterlich, sondern auch die soziale.
Bäckerei Zimmermann
Magistratsweg 130
13591 Berlin-Spandau
Tel. 030 – 36 71 01 13
www.zimmermann-bk.de
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