Holger Schwarz, Jahrgang 1968, Restaurantfachmann und Sommelier und seit 2006 Inhaber der Weinhandlung Viniculture, stammt aus der Südpfalz.
Das prägt – nicht nur, was das Verhältnis zum Wein betrifft – nein, da gibt es auch die ganz spezielle Mentalität des Pfälzers.
Er sagt zwar, was er denkt und zeigt es auch, manchmal allerdings muss man es erst entschlüsseln, um es zu verstehen.
Zum Beispiel die Sache mit dem Schild. Es hängt neben der Viniculture-Ladentür, darauf die Schrift „vins naturels“, also der Hinweis darauf, dass es hier die annoncierten Naturweine gibt.
So weit, so gut. Weshalb aber, fragt man sich, ist dieses Schild nicht – wie üblich – aus dünnem Stahlblech, sondern aus massivem Eisen und wirkt wie für die Ewigkeit? Zufall oder Absicht? Und wenn Letzteres, was will uns Holger Schwarz mit dieser Installation sagen?
Naturwein – das ist für viele auch durchaus kenntnisreiche Weintrinker lediglich ein Hype, heute mit Tamtam in die Welt gesetzt, morgen wieder vergessen.
Selbst der Gault&Millau lästert über das „Modethema ‚Natur‘“. Viniculture-Inhaber Holger Schwarz hält das viel diskutierte Phänomen jedenfalls für alles andere als einen schnellen Trend (und das wiederum, so unsere Vermutung, könnte auch der Grund für die Massivität des Schildes neben seiner Ladentür sein).
„In Verbindung mit dem wachsenden ökologischen und kulinarischen Bewusstsein verstehen wir Naturweine eher als zukunftsweisende Avantgarde“, sagt Schwarz. Regelmäßig lädt er Winzer, die solche Avantgarde-Weine produzieren, nach Berlin ein, das letzte Mal Ende November 2018 zu Meet the Winzers.
Übrigens: Kaum einer von ihnen würde sich als Naturwein-Winzer bezeichnen, wohl auch, weil es keine gesetzliche Regelung für Naturweine gibt.
„Wir arbeiten im Weinberg nach bio-dynamischen Grundsätzen“, erklärt Konrad Buddrus vom Saale-Unstrut-Weingut Buddrus, „außerdem vergären unsere Weine spontan, das heißt, ohne Zutun des Winzers und ohne Zugabe von industriellen Reinzuchthefen; wir verzichten auf Schönung und Schwefelung ebenso wie auf eine Filtration.“
Und Johannes Hoffmann vom Weingut roterfaden in Württenburg, der ähnlich arbeitet, fügt hinzu:
„Indem wir jede Optimierung des Weins im Keller ausschließen, können unsere Weine ihre eigene Persönlichkeit entwickeln und am besten ihre Herkunft zeigen.“
Allerdings brauchen solche Weine auch Konsumenten, die bereit sind, sich auf einen „anderen“ Geschmack einzulassen.
Holger Schwarz: „Naturweine schmecken konträr zum etablierten deutschen Weinbild.“
Wir besuchten drei noch junge Naturwein-Produzenten (Weingut Roterfaden, Weingut Matthias Warnung und Weingut Buddrus) und sagen schon jetzt:
Leute, lasst euch öfter überraschen!
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