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Zu Gast in der Friedrichshagener Kochschule

Wer einen Kochkurs in der Hofküche bucht, krempelt am besten gleich die Ärmel hoch. Hier wird man nämlich gefordert. „Bei uns ist es nicht so, dass man…

Myrna Oehlke ist eine Frohnatur, die jeder irgendwo im Rheinland verorten würde. Aber weit gefehlt, die 48-Jährige kommt von der Küste, Geburtsort: Kiel. Und wir machen die Erfahrung, dass auch Nordlichter Humor haben und zum Lachen nicht in den Keller gehen. Ihren Traumberuf lernte Myrna Oehlke im Restaurant im Schloss, einer Kieler Institution mit ähnlichem Bekanntheitsgrad wie HDW und KYC – Howaldtswerke und Kieler Yachtclub.

Es folgten Stationen in Strande, 15 Kilometer vor den Toren der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt und in Hamburg, hier allerdings tauschte sie ihren Arbeitsplatz in der Küche mit einem Lernplatz im Hörsaal der Hotelfachschule. Abschluss als Hotelbetriebswirtin und Wechsel nach Berlin. Köchin im VAU am Gendarmenmarkt, im Viehhauser im Presseclub und schließlich im Facil am Potsdamer Platz.

Hier wehte ein anderer Wind als im Kieler Schlossrestaurant, wo ein Lachsfilet „Louis Roederer“ schon das kulinarische Nonplusultra bedeutete. Myrna Oehlke nahm die Herausforderung an, doch nach zehn Jahren Sterne-Stress beschloss sie, ihr eigenes Ding zu machen. Das hatte auch schon einen Namen: Friedrichshagener Hofküche.

Manfred Baltzer, ein Elektro-Ingenieur mit Hang zu allem Kulinarischen, eröffnete die Hofküche in der Friedrichshagener Scharnweberstraße bereits 2001, gemeinsam mit einer Wein- und Feinkosthandlung. Irgendwann wurde ihm das Ganze zu viel, Baltzer konzentrierte sich auf das Geschäft mit Weinen und Delikatessen (www.derweinladen-baltzer.de), Myrna Oehlke stieg in die Hofküche ein.

Als Geschäftspartner kurze Zeit später mit an Bord: Matthias Genzen. Der 38-Jährige kommt auch von der Küste, Genzen ist gebürtiger Stralsunder. Zimmererlehre in seiner Heimatstadt, anschließend Kochlehre in Berlin – im 2008 verblichenen In-Restaurant Schwarzenraben, das mit gehobener Italo-Küche aufwartete und 360 verschiedene Pastagerichte im Repertoire hatte.

Nach seiner Ausbildung blieb Genzen in der Hauptstadt und stand u. a. im Schoenbrunn im Volkspark Friedrichshain am Herd, das jahrelang als Wiener-Schnitzel-Geheimtipp gehandelt wurde. Die Frau mit dem Haute-Cuisine-Background und der Mann mit seinen Erfahrungen in der alpenländischen und italienischen Küche, das passte und brachte die Hofküche auf Erfolgskurs.

Dass Kochschulen keine Art zweitklassiger Restaurants sind, weiß auch der Gault&Millau. Seit 2006 zeichnet der Guide die „Kochschule des Jahres“ aus. Die Titelträger hatten zumeist große Namen: Hans Haas, Alexander Hermann, Ingo Holland, Otto Koch, Alfons Schuhbeck – um nur einige zu nennen. In dieser Liga lehren Myrna Oehlke und Matthias Genzen zwar nicht, aber in Berlin dürften die beiden Hofköche durchaus vorn dabei sein.

Sechs bis neun Kurse bieten sie im Monat an: Asiatische Küche, französische Küche, mediterrane Küche, orientalische Küche, das sind mehr Überblicksveranstaltungen. Dazu spezielle Workshops, beispielsweise Sous-vide-Garen.

Die Teilnehmer sind so verschieden wie ihre Motive. Der pensionierte Beamte mit Gattin („weil das Theater heute keine Vorstellung hat“), das junge Akademikerpaar („weil wir mal was gemeinsam machen wollten“), zwei Freundinnen („weil man Gutscheine nicht verfallen lässt“) – wirklich kochen lernen wollen die Wenigsten.

Es geht um Geselligkeit und Kommunikation. Allerdings: Wer einen Kochkurs in der Hofküche bucht, krempelt am besten gleich die Ärmel hoch. Hier wird man nämlich gefordert. „Bei uns ist es nicht so, dass man permanent ein Glas Champagner in der Hand hält und wenn’s hoch kommt mal ’ne Zwiebel schneidet“, klärt Matthias Genzen auf.

Das entspricht auch dem Credo der Hofköche: „Kreativität fördern statt Vorkochen“. Und wie sie das machen, das beeindruckt schon. Es gibt Warenkunde, sie vermitteln Küchenkniffe, vor allem aber fördern sie die Freude am Genuss.

 

Genuss für unterwegs – GARCON als APP

FRIEDRICHSHAGENER HOFKÜCHE
Scharnweberstraße 2
12587 Berlin-Friedrichshagen
Tel. 030 – 65 49 92 70
www.hofkueche-berlin.de

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