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Restaurant Fräulein Fiona

Als Fiona Reimann, Inhaberin des Charlottenburger Restaurants „Fräulein Fiona“, Anfang des vorigen Jahres der Küchenchef abhanden kam, stellte sich die toughe Gastronomin erstmal selber an den Herd.

Die Köchinnen im Doppelpack

Als Fiona Reimann, Inhaberin des Charlottenburger Restaurants „Fräulein Fiona“, Anfang des vorigen Jahres der Küchenchef abhanden kam, stellte sich die toughe Gastronomin erstmal selber an den Herd. Natürlich konnte das keine Dauerlösung sein, aber einigermaßen ambitionierte Köche ohne Herd sind in Berlin eine eher seltene Spezies. Deshalb war Fiona Reimann auch ziemlich erstaunt, als sie bei ebay eine Kleinanzeige las: „Hi, we are Kate and Ruby…“, zwei gelernte Köchinnen mit Berufserfahrung, Engländerinnen, suchten einen Job.

Der einzige Haken – die beiden waren nur im Team zu haben. Für Fiona Reimann kein Problem, eher ein Glücksfall, weil sie ohnehin darüber nachgedacht hatte, ihre Küche doppelt zu besetzen. Man wurde sich schnell einig, zumal es auch keine Sprachbarrieren gab. Fiona Reimann, Vater Deutscher, Mutter Britin, wuchs zweisprachig auf und absolvierte eine Hotelfachausbildung in Schottland. Mit Kate und Ruby begann im „Fräulein Fiona“ ein neues Kapitel.

Fiona Reymann ist meinungsstark und redegewandt, und wahrscheinlich war unsere Frage auch nicht präzise genug formuliert. Las wir sie um eine Antwort baten, in welche „Kategorie“ sie ihr Restaurant einordnen würde, reagierte die 36-Jährige ziemlich unwirsch: „Wenn man die meisten Essen-und-Trinken-Zeitschriften liest, hat man den Eindruck, dass es in Berlin nur zwei Arten von Gastronomie gibt, die Sterne- und die Hipsterklasse. Wir gehören weder zu der einen noch zu der anderen!“ Wahrscheinlich ist ihre Antwort auch eine Verbale Kritik an den vielen Guides – Wo Berlin isst, Was Berlin isst, Wie Berlin isst, Wann Berlin isst – in denen ein „Fräulein Fiona“ regelmäßig außen vor bleibt.

Aber, wie gesagt, das ist nur eine Vermutung. Auf jeden Fall ist das Restaurant in der Charlottenburger Fritschestraße eine gute, weil verlässliche Adresse, ein feiner Allzeittreffpunkt, ein durchaus ambitionierter kulinarischer Ort und ein sicherer Tipp für Menschen, die zwischen Laisser-faire und Luxus dem Leben noch ein paar andere Besonderheiten abringen wollen.

Eine neue Zeitrechnung für das Restaurant Fräulein Fiona

Kommen wir also zu denen, die im „Fräulein Fiona“ eine „neue Zeitrechnung“ einläuteten: Kate Levey und Ruby Harrison. Die 33-jährige Kate und die 24-jährige Ruby stammen aus London und standen nach ihrer Ausbildung auch dort schon gemeinsam am Herd, kochen eine unbeschwerte und ungekünstelte Slow-Food-Küche. Keine Modernismen, keine Pinzetten (da meistgebrauchte Küchengerät der Gegenwart), keine Langeweile an überkandidelter geometrischer Akkuratesse auf den Tellern, sondern einfach nur bestes Handwerk.

„Mehr Biss, mehr Farbe, mehr Saison als früher“, sagt Fiona Reymann. Beweise dafür lieferten ein geschmacksintensives Makrelentatar mit Fenchelketchup, ein sensationell zarter Hirschschinken, der von fermentierten Quitten begleitet wurde und ein Hauptgang, für den wir uns besonders begeistern konnten: Ochsenfilet mit Wirsing und Speck. Den krönenden Abschluss bildete ein Pumernickelpudding mit Feigen und Schmand. Wir sagen jedenfalls: „Bravo, Mädels!“ – und hoffen, dass wir uns das „Mädels“ angesichts der Jugendlichkeit der beiden Köchinnen noch erlauben dürfen.

Fionas „Gute Stube“ ist ein gemütliches Stadtrestaurant, dessen Wohnzimmer-Ambiente schon wieder erfrischend wirkt in Berlin, wo nordische Kühle oder Shabby Chic offenbar als Maßstab allen Interieurdenkens gelten. Und Fiona Reymann ist die Gastgeberin, bei der man weiß, woran man ist. Keine Verstellerin mit dem ewig gleichen Servicelächeln, eher eine Versteherin, immer charmant, manchmal resolut, eine Frau, der selten die Worte fehlen. „Gastronomie war immer mein Traumjob“, sagt die gebürtige Wiesbadenerin, die 2010 nach Berlin kam, ein Jahr später ihr „Fräulein Fiona“ eröffnete und mit dem Restaurant noch viel vorhat.

Genuss für unterwegs – GARCON als APP

Restaurant Fräulein Fiona
Fritschestraße 48
10627 Berlin-Charlottenburg

www.fraeulein-fiona.de

Leider geschlossen!

2 Comments

2 Comments

  1. Karsten Wenzel

    16. Juli 2019 at 13:14

    Fräulein Fiona ist schon seit einiger Zeit geschlossen. Aktuell ist jetzt das Prism in den Räumen.

    • Yvonne Weinlich

      16. Juli 2019 at 13:32

      Du hast natürlich recht. Manchmal kommen wir einfach nicht hinterher, das zu vermerken. Aber das Prism ist auch toll!

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