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Pound und Pence – Burger mit Niveau

Um zu verstehen, was an dieser Burgerbraterei – außer dem Namen – nun ach so englisch ist, sollte man damit beginnen, sich so geduldig wie genüsslich durchs Angebot zu arbeiten.

Frischer Wind

Es weht ein frischer Wind durch Moabit, hieß es 2010, als das Wachenheimer Unternehmerehepaar Kira und Christoph Hinderfeld die Arminiusmarkthalle übernahm. Ein neuer Name sollte Programm sein: Zunfthalle. Von einem „Manufakturkaufhaus“ war die Rede, von einem „Kunstraum“ und einem „Genussraum“, von „wertigen Herstellern in einem werteorientierten Umfeld“. Die großspurigen Projekte blieben zwar auf der Strecke, aber die vor 130 Jahren eröffnete Markthalle lebte trotzdem. Statt der Hinderfeldschen „Wertegemeinschaft“ entstand peu à peu ein gastronomischer Ballungsraum, der sowohl auf die Bedürfnisse der Besseresser als auch auf die Wünsche derer zielt, die sich nur einen Eintopf für 2,50 leisten können. Bio und billig in kulinarischer Koexistenz, Brutzel-Ecke neben Naninka-Bistro, Schnitzel/Salat neben Anticucho de Pulpo y Corazòn, das passte.

Und mittendrin ein guter alter Bekannter, das passt auch. James Doppler, Wiener und früher Küchenchef im „Habe die Ehre“, blieb nach dem Hinscheiden des Beisls in der Halle und macht hier nun sein eigenes Ding.

Englisch angehauchtes Burgerbraten

Das klingt nicht nur ziemlich anglophil, sondern ist es auch. „Der Zeitpunkt war günstig“, erzählt Doppler, „als das ‚Habe die Ehre‘ schloss, dachte ich, genug Beuscherl gekocht und Buchteln gebacken, auf zu neuen Ufern.“ Und weil seine Mutter Engländerin ist und er bis zu seinem zehnten Lebensjahr in deren Heimat aufwuchs, entschied er sich „für was zumindest englisch Angehauchtes“ und eröffnete 2018 das Pound & Pence. Um zu verstehen, was an seiner Burgerbraterei – außer dem Namen – nun ach so englisch ist, sollte man damit beginnen, sich so geduldig wie genüsslich durchs Angebot zu arbeiten.

Das könnte mit einem Lamb Burger beginnen, dem Doppler mit Tahini Jogurt, Feta, Minzsalat und marinierten Zwiebeln eine leicht arabische Note verpasst – sich fortsetzen mit Crispy Chicken Tikka, das auf der Insel nur CTM heißt und 2001 immerhin zum beliebtesten Gericht des vereinigten Königreiches gewählt wurde und – nach einer Pale-Ale-Pause – mit einem Dry Aged Burger beendet werden.

Wartezeiten nimmt man gern in Kauf

Wer dieses hammerharte Tasting nicht bewältigen sollte – kein Problem, man merkt auch schon eher, dass bei Pound & Pence keine kalorienbombigen Fleischklopse ungewisser Herkunft zwischen labbrigen Brötchenhälften stecken, sondern dass hier einer am Werk ist, der kochen kann. Doppler hat im Wiener InterConti seine Lehre gemacht, im Sacher eine Patisserieausbildung absolviert, in den Drei Husaren, dem Denkmal der Wiener Hohe-Küche-Tradition und in anderen Nobelschuppen geschafft, sich in Frankreich und der Schweiz umgetan, da weiß man am Ende schon, wie´s geht. Auch wenn es sich „nur“ um Buletten-Sandwichs handelt. Die Markthallengäste honorieren das natürlich, ab 12.00 Uhr mittags wird es eng an Dopplers kleinem Stand.

Aber für Streetfood, das ausnahmsweise mal seinem Namen Ehre macht und das virtuos zubereitet und originell präsentiert wird, nimmt man Wartezeiten klaglos in Kauf. Kurzum: Der 35-jährige XXL-Typ beweist mit seinen Offerten, wie einfallsreich man den ultimativen Klassiker des Fastfood darbieten kann. Keine Frage, dass da beste Lieferanten mit im Boot sind: Das Rindfleisch kommt von einem Bauern aus Schleswig-Holstein – „Adresse geheim“ – die Buns von der Berliner Bekarei, den Original-Cheddar schließlich bringt Fritz Blomeyer persönlich vorbei!Und woher stammt Colman´s Mustard Original English aus Norwich? Doppler grinst: „Noch geheimer.“

Fazit: Berlins beste Burger macht Pound & Pence und eine ziemlich abgefahrene Auswahl englischer Biere gibt’ s on top.

POUND & PENCE
Arminiusstraße 2–4
10551 Berlin-Mobit
Tel. 0176 – 84 88 99 69
poundandpence.eatbu.com

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