Frisch Gefischt in der Markthalle Neun

Nachhaltigkeit ist wichtig

Der vor einigen Monaten von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) vorgelegte Abschlussbericht zum Internationalen Jahr der handwerklichen Fischerei und Aquakultur – kurz IYAFA – wies darauf hin, dass die Existenz von fast 500 Millionen Menschen weltweit von dieser Art Fischerei abhängt und forderte, deren beste Praktiken intensiver zu fördern, um so die aquatischen Ökosysteme endlich nachhaltiger zu schützen.

Ein Thema, das auch Lars Bäumer und Andreas Reinhard umtreibt – und das nicht erst seit gestern. „Weshalb eigentlich“, fragten sich die beiden gebürtigen Stuttgarter schon vor Jahren, „muss vor deutschen Küsten gefangener Fisch zuerst zu Auktionsplätzen in Dänemark und den Niederlanden gekarrt, dort verkauft und dann wieder zurück nach Deutschland expediert werden?“ Die gängige Antwort – weil der Fischmarkt nun mal global ist und immer globaler wird – wollten Bäumer und Reinhard nicht gelten lassen und entwickelten ein alternatives Konzept.

Zeit für neues

Die beiden 33-Jährigen sind übrigens Jugendfreunde. Bäumer jobbte nach dem Abitur auf einem Thunfisch-Longliner im Südpazifik, studierte in Münster Erziehungswissenschaften und arbeitete danach für internationale NGO´s. Er hatte auch die Idee, den Fischhandel umzukrempeln, Zwischenhändler zu eliminieren, Transportwege zu verkürzen und Angebot und Nachfrage enger zusammenzuführen. „Es gab viel Zuspruch, und ich dachte, wenn daraus eine Unternehmung werden soll, dann muss mein alter Freund Andreas mit ins Boot.“

Andreas Reinhard hatte in Konstanz, Paris und London Politikwissenschaften studiert, in Magdeburg zu einem Thema über Non-Profit-Management promoviert und war in Berlin als Unternehmensberater tätig, als ihn Bäumers Anruf erreichte. „Er musste mich nicht lange überzeugen.“

Frisch gegründet

Im April 2019 gründeten sie in Hamburg die Frisch Gefischt GmbH. Unternehmensziel: die direkte Versorgung der Verbraucher mit fangfrischem Küstenfisch aus Nord- und Ostsee. „Wobei die Betonung auf ‚direkt‘ liegt“, so Reinhard.

Das merkten auch all jene mehr oder weniger schnell, die bisher in der Markthalle Neun versuchten, mit Fisch und Meeresfrüchten Geschäfte zu machen. Ingo Apelt, der Fischhändler aus dem Harz, die Holländer Baaf Vonke und Roel van Vliet mit ihrem Küstlichkeiten-Projekt, der Glut & Späne-Mann Michael Wickert, Susanne und Matthias Engels mit ihrer Rottstocker Bio-Teichwirtschaft und, last but not least, Margaux Fricourt und ihr Fish Klub-Team – alle mit schonend gefangener oder nachhaltig gezüchteter Ware und höchsten Qualitätsansprüchen. Vergangen, vergessen, vorüber.

Und nun – Frisch Gefischt. Genauso nachhaltig, genauso umweltbewusst, genauso qualitätsversessen wie die Fischer und Händler davor. „Wir bieten allerdings neben frischem Fisch sowie frischen Krusten- und Schalentieren auch viel selbst Verarbeitetes an“, sagt John Jones und weist dabei auf die Fish Pies in seiner Auslage, auf den Bottarga im Dry Ager hinter sich und auf Giulia Terni, die gerade eine ihrer exzellenten Fischsuppen kocht.

 

Die Frontleute stellen sich vor

Giulia Terni und John Jones sind in der Markthalle Neun die Frontleute des Hamburger Start-ups Frisch gefischt, das seit Dezember 2022 hier Meeresfrüchte anbietet. Obwohl erst ein gutes halbes Jahr gemeinsam hinter dem Tresen, agieren die beiden wie ein bestens eingespieltes gemischtes Doppel. Kein Wunder, die 38-jährige Italienerin und der 33-jährige Brite sind in ihrer Branche Professionals durch und durch.

Giulia Terni stammt aus Ancona, einer besonders für ihre Fischküche berühmten Adriastadt. Sie absolvierte in Rom eine Kochschule und kam vor zwölf Jahren nach Berlin. Stationen, u.a. im Caligali und in der Osteria No. 1 folgte ein eigenes Restaurant – das mit respektablen Fischgerichten punktende Quasi Quasi in der Treptower Bouchéstraße – und nun eben die Frisch-Gefischt-Küche.

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John Jones, gebürtiger Londoner, studierte im nordenglischen Leeds Germanistik, erwarb dort den Bachelor und plante, in Berlin einen Masterabschluss folgen zu lassen.

Doch wie das Leben so spielt, er lernte eine junge Deutsche kennen – seine heutige Frau – zwei Söhne kamen zur Welt und der Engländer musste sich einen Job suchen. Zugute kamen ihm dabei sein perfektes Deutsch und eine, wie er sagt, „Fischverrücktheit von Kindesbeinen an“. Er heuerte in der Fischabteilung des KaDeWe an, später bei Rogacki und im Fischparadies, betrieb drei Jahre lang in Pankow sogar ein eigenes Fischgeschäft und war zuletzt „Head of Fish“ des von Margaux Friocourt 2017 gegründeten Fish Klubs. „Wir sind ja damals hier in der Halle gestartet“, erklärt er, „ich weiß also ziemlich genau, was in Berlin im Allgemeinen und in der Halle im Besonderen beim Thema Fisch möglich ist und was nicht.“

 

Frisch Gefischt
Markthalle 9

Eisenbahnstr. 42/43
10997 Berlin (Kreuzberg)

www.frischgefischt.de

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