Von Potsdam nach Hiddensee – gemächlich auf dem Wasserweg

Ein Reisebericht von Rose Marie Donhauser

Für Berliner ist es bequem: Mit der S-Bahn oder Regionalbahn nach Potsdam Hauptbahnhof, zu Fuß die Brücke überqueren und in das schwimmende Hotel, dem Flusskreuzfahrtschiff Katharina von Bora, einchecken. Es ist das kleinste Schiff von Nicko Cruises, mit einer maximalen Passagieranzahl von 80 Personen und einer Crew von 21 Personen. Das rot-weiß gestrichene Schiff, mit einer Länge von 83 Metern, einer Breite von 9,50 Metern, wurde im Jahr 2000 gebaut und auf den Namen Katharina von Bora, der Ehefrau von Martin Luther, getauft. Die 42 Außenkabinen verteilen sich auf Ober- und Hauptdeck, das Sonnendeck ist großzügig begehbar und lädt zum Verweilen (mit Sundowner) ein.

Wir legten ab und ließen uns die nächsten 8 Tage auf die genüssliche Entdeckung der Langsamkeit ein. Durch die überschaubare Gästeanzahl entstand ein angenehmes Wohlgefühl und auch die festen Sitzplätze beim Essen empfand ich als sehr stressfrei. Die Besatzung war hoch motiviert und jede Frage, jedes Anliegen wurde sehr freundlich behandelt. Mehrmals stellte sich die Crew (aus über 11 Ländern stammend) bei den Gästen im Salon vor und überraschte zudem mit einer amüsanten Show.

Der Wasserweg von insgesamt etwa 600 Kilometern führte von Potsdam aus über Havel, Oder, Stettiner Haff und Ostseegewässern nach Stralsund. Unter vielen Brücken ging es dabei hindurch und jedes Mal, wenn sie zu niedrig waren, wurde das Schiffsführerhaus entsprechend nach unten gesenkt. Kapitän Jan Stastny und Kreuzfahrtleiter Christophe Bles hielten die Passagiere mit Durchsagen stets tipptopp informiert, welche Schleusen und welche Brücken wir passieren – und auch die vorbei ziehende Landschaft mit Ortschaften wurde gut erläutert. Von Potsdam über Spandau ging es nach Eberswalde, Stettin, Swinemünde, Wolgast, Peenemünde, Lauterbach, Greifswals-Wieck, Stralsund und Vitte auf Hiddensee. Gefahren sind wir überwiegend tagsüber, nachts lag die Katharina von Bora im Hafen und ermöglichte uns noch individuelle Unternehmungen an Land.

„Entspannt Schippern“ in Brandenburg/Berlin, Polen und Mecklenburg Vorpommern

Täglich wurden Ausflüge angeboten, die uns entlang unserer Schiffsroute noch mehr Wissen und Sehenswürdigkeiten von der Umgebung nahe brachten. So war ich total begeistert von Niederfinow, wo wir das neue Schiffshebewerk bestaunten, das im Oktober 2022 eingeweiht wurde und der größte „Schiff-Fahrstuhl“ Europas ist. Daneben steht das „alte“ Schiffshebewerk von 1934, das in Deutschland als historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst gilt – und noch immer in Betrieb ist. Überhaupt faszinierte mich die Nähe von Brücken und Schleusen, die nur so auf einer Flusskreuzfahrt hautnah erlebt werden können. Oder das Vertäuen des Schiffes an Häfen, von denen bequem aus u.a. die Innenstädte wie Stettin, Swinemünde oder Stralsund fußläufig zu erkunden waren.

Potsdam nach Hiddensee Potsdam nach Hiddensee

Höhepunkte für mich waren auch die kleinen Ortschaften wie Schwedt, die mit der beleuchteten Oderbrücke wie ein Juwel leuchtete und daneben konnten wir das Öffnen der großen Brücke, dem blauen Wunder von Schwedt, bestaunen. In Greifswald-Wieck war ich Schock-verliebt: Ein kleines beschauliches Örtchen mit herzlichem Charme, so dass mir die Verweildauer fast zu kurz erschien. Zurück auf dem Schiff, war der erste Gang auf das Sonnendeck, wo wir stets die Hafenein- und Ausfahrten neugierig verfolgten. Herrlich, was so eine entschleunigte und zudem nachhaltige Reise an Erlebnissen beschert.

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Zum Abschluss ging es auf die autofreie Insel Hiddensee. Das Beste, um ein Gefühl für die Größe der Insel zu bekommen, ist eine Pferdekutschfahrt, die wir auch ausgiebig genossen. Zurück mit den Schiff nach Stralsund, abends noch einen Rundgang in der Innenstadt auf dem Wallenstein-Fest – mit Wehmut, denn es hieß Abschied nehmen von der Katharina von Bora. Frühmorgens ging es mit dem Zug zurück nach Berlin. Wie schön wäre es gewesen, mit dem Schiff nach Potsdam retour zu fahren.

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