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Familienbetrieb Neumann

„Mein Vater musste sich aus gesundheitlichen Gründen zur Ruhe setzen, also habe ich mit meinem damaligen Mann, ebenfalls Bäcker von Beruf, die Sache gewuppt.“

Familienbetrieb Neumann, ein Namen den man in Rudow kennt. Ein stilles Vorstadtparadies mit gepflegten Ein-, Zwei- und neuerdings auch Dreifamilienhäusern, geschniegelten Gärten davor und noch geschniegelteren dahinter, mit Carports, Garagen und Stellplätzen für die Autos der Bewohner, die vor allem fürs Einkaufen gebraucht werden, denn der nächste Supermarkt ist hier selten gleich um die Ecke.

Es gibt in Rudow das Blumen-, das Frauen- und das Handwerksviertel, so genannt, weil die Straßen dort Blumen-, Frauen- oder Handwerksnamen tragen. Und es gibt das Sachsenviertel mit dem Bitterfelder Weg, dem Döbelner, Eilenburger, Lauchstädter und dem Meißner Weg.

Familienbetrieb Neumann

Hier kauften der Bäckermeister Otto Pankratz und seine Frau Ella Anfang der 1930er ein Stück Land, bauten ein Haus und eröffneten 1935 eine Bäckerei und Konditorei. Der Laden lief – trotz der Lage j. w. d. – überstand Krieg und Nachkrieg ebenso wie den Mauerbau nur ein paar hundert Meter entfernt.

„Und er ist immer ein Familienbetrieb geblieben, wo man weiß, woran man ist“, bemerkt Christel Gerl, 90, und vermutlich die älteste Stammkundin der Bäckerei.

Die 64-jährige Astrid Neumann ist die Urenkelin der Gründer

Anna Neumann

„Sie ist die Chefin“, sagt ihre Tochter Anna, die in der Backstube Regie führt.

Anna Neumann, Jahrgang 1984, lernte den Bäckerberuf bei ihrem Vater und legte 2007 als eine der Besten ihres Jahrgangs die Meisterprüfung ab. Sieben Jahre später übernahm sie die Leitung der Backstube.

„Mein Vater musste sich aus gesundheitlichen Gründen zur Ruhe setzen, also habe ich mit meinem damaligen Mann, ebenfalls Bäcker von Beruf, die Sache gewuppt.“ Das Geschäft florierte, Anna Neumann brachte drei Söhne zur Welt, und auch das Familienglück schien perfekt.

Doch der Schein trog, ihr Mann verließ wenige Jahre später Frau und Kinder. „Er hat sich einfach verdrückt“, sagt sie und hakt das Thema damit ab.

Anna Neumann in der Backstube

Mama und Backstube, ein voller Tagesplan

Wie bei den meisten allein erziehenden berufstätigen Müttern ist Zeit Anna Neumanns höchstes Gut. „Spätestens um 3.00 Uhr bin ich in der Backstube.“ „Um 6.30 Uhr muss ich mich um die Kinder kümmern – Kita, Schule – anschließend geht’s zurück in die Backstube, etwa bis 12.00 Uhr, und der Nachmittag gehört wieder den Kindern.“

Dieser Ablauf kommt natürlich immer dann ins Schlingern, wenn Außergewöhnliches erledigt werden muss. Die Bäckermeisterin nennt die Nacht zum 11. November: „Da musste ich zusätzlich zu meinem normalen Brot- und Brötchenprogramm 900 Pfannkuchen backen, und die Rudower Kirchgemeinde hatte zudem noch 700 Martinshörnchen bestellt.“

Anna Neumann bei der Teigportionierung

Handwerksmeisterin und das aus Leidenschaft

Die meisten würden es wahrscheinlich verstehen, wenn die Meisterin auf industrielle Backmischungen, Fertigsauerteig oder andere idiotensichere Zusatzstoffe zurückgreifen würde. „Nicht mit mir“, so die 39-Jährige unmissverständlich, „ich bin Handwerksmeisterin und das aus Leidenschaft und mit voller Überzeugung.“

Deshalb bedauert sie es auch, dass sie ihre Arbeit im Meisterprüfungsausschuss der Berliner Bäcker-Innung aufgeben musste. „Das war sechs Jahre lang eine wirklich erfüllende Tätigkeit in einem tollen Team, aber jetzt fehlt mir leider die Zeit dafür.“

fertiges Gebäck

Abrupt unterbricht sie das Gespräch. „Die Brote müssen raus!“ Mit Hilfe eines „Brotschießer“, bugsiert sie geschickt ein gutes Dutzend verführerisch duftender Laibe aus dem Ofen in ein Regal. „Ausbacken“ heißt diese Tätigkeit in der Fachsprache.

Anna Neumanns knapper Kommentar: „Roggenmischbrot, 70 Prozent Roggen, 30 Prozent Weizen, dreistufig angesetzter Natur-sauerteig, ein Markenzeichen unserer kleinen Backstube.“

Neumann Verkaufsraum

 

Neumann’s kleine Backstube

Meißner Weg 54
12355 Berlin-Rudow
Tel. 030 – 661 22 70
www.neumanns-kleine-backstube.de

 

Mehr zu der großen Reihe der 750-Jährigen Bäckerei-Innung findet ihr hier!

 

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