Chorizo – exzellent und typisch im Geschmack

Unser Favorit im umfangreichen Bergsdorfer Wurstsortiment ist die „Scharfe Potsdamer“ – eine Chorizo, bei der sich die Produzenten voll und ganz auf die Qualität ihres Rindfleisches und die eigene Gewürzmischung verlassen. Im Gegensatz zum spanischen Original ist die Brandenburger Kreation kalt geräuchert, weniger scharf und reduzierter im Fettgehalt, dennoch aber exzellent und typisch im Geschmack.

Das schmackhafte Fleisch

Wer produziert diese Spezialität und was hat es mit dem Bergsdorfer Wiesenrind auf sich, dessen geschmacksstarkes Fleisch dafür verwendet wird, fragten wir uns und vereinbarten einen Termin in Bergsdorf. Der 470-Einwohner-Ort liegt im Löwenberger Land, ein paar Kilometer südwestlich von Zehdenick, abseits aller großen Straßen. Aber immerhin hält die Bahn in Bergsdorf. RB 12, Berlin-Templin, Fahrzeit eine Stunde bis Bergsdorf, das größer als erwartet und erst recht kein Kuhkaff ist. Es gibt immerhin eine Dorfkirche aus dem 13. Jahrhundert, eine Bäckerei, eine Gärtnerei, eine Werkstatt für künstlerische Druckgrafik, einen Natur- und Kräutergarten, und es gibt das einstige Domizil des Kreuzberger Milieumalers, Bildhauers und Schriftstellers Kurt Mühlenhaupt. Mühlenhaupt (1921-2006) – bekannt u. a. durch seine charmanten Du-Du-Zwerge und den Feuerwehrbrunnen auf dem Mariannenplatz in Kreuzberg – hatte nach der Wende gemeinsam mit seiner Frau Hannelore einen Gutshof an der Bergsdorfer Dorfstraße erworben, saniert und dort bis zu seinem Tod gearbeitet. Später entstand hier das Kurt-Mühlenhaupt-Museum, das allerdings 2019 nach Berlin zog und nun in der Kreuzberger Fidicinstraße zu Hause ist.

Die Lage der Wiesen

Das Domizil der Bergsdorfer Agraresellschaft liegt am Ortsausgang. Ein Parkplatz von beträchtlicher Dimension, ein langgestrecktes, holzverkleidetes Verwaltungsgebäude, davor ein kleiner Kiosk – der Hofladen. Ein älterer Herr vor dem Tresen, Typ skeptischer Kunde, will alles genau wissen. Nancy Messow, die Verkäuferin, erklärt geduldig: „Ja, die Rinder werden hier auf dem Hof geschlachtet. Nein, bei der Verarbeitung werden keine künstlichen Zusatzstoffe verwendet. Ja, wir verzichten auf den Zusatz von Schweinefleisch völlig. Nein, Kompromisse machen wir auch bei der Bockwurst nicht.“ „Gut“, entscheidet er nach reiflicher Überlegung, „dann bitte zwei Bockwürste.“

Der Chef

Chef der Agrargesellschaft ist Christoph Lehmann, ein bodenständiger, heimatverbundener Typ. Der 41-Jährige wurde in Bergsdorf geboren, wuchs in Bergsdorf auf und pendelte selbst während seines Studiums täglich zwischen Bergsdorf und Berlin. Bachelor und Masterabschluss in Agrarwissenschaften an der Humboldt-Universität und die Entscheidung, in Bergsdorf zu bleiben. Ein nachvollziehbarer Entschluss. Die 1991 gegründete Agrar GmbH, Nachfolgerin der LPG des Ortes, suchte einen neuen Steuermann. Christoph Lehmann folgte dem Ruf und übernahm den Geschäftsführer-Job. Seitdem sind 16 Jahre vergangen, in denen der junge Landwirt mit seinem Fachwissen und der ihm ebenso eigenen Hartnäckigkeit einen agrarischen Gemischtwarenladen mit mäßiger Rendite in einen erfolgreichen Spezialbetrieb verwandelte. Die Marke Bergsdorfer Wiesenrind wurde zum regionalen Bestseller.#

Das Bergsdorfer Wiesenrind

Das Bergsdorfer Wiesenrind ist, was seine Rasse betrifft, ein Uckermärker. Die Zucht der noch jungen, erst seit 1992 anerkannten Rasse, begann in den 1970er Jahren in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern durch systematische Kreuzung von Fleckvieh- und Charolaisrindern. Die Zuchtziele: ein ruhiges Temperament, Genügsamkeit, strapazierfähige Klauen und Gliedmaße, genetische Hornlosigkeit. Christoph Lehmann schätzt besonders die Gutartigkeit seiner Tiere, die Mütterlichkeit der Kühe und die Frohwüchsigkeit der Kälber. Drei Herden stehen auf den Weiden der Agrargesellschaft, insgesamt 500 Uckermärker. „Die Tiere werden hier geboren und können ein artgerechtes Leben führen“, erklärt der Landwirt, „ohne Stress, ohne Leistungsdruck, ohne Stallenge. Die Kälber wachsen bei den Müttern auf, werden nur mit bestem Gras und Heu gefüttert und, wenn nötig, mit homöopathischen Mitteln behandelt.“ Umtriebsweidewirtschaft heißt diese Form der extensiven Rinderhaltung.

Die hofeigene Schlachterei

Die hofeigene Schlachterei mit angeschlossener manufaktureller Verarbeitung ist Lehmanns ganzer Stolz, aus mehreren Gründen. Da waren einerseits die strapaziösen Tiertransporte und andererseits die Bedingungen in den großen Schlachthöfen und der Umgang mit den Tieren dort. „Alles eine Vollkatastrophe“, sagt er. „Nein, ich wollte einfach nicht mehr abhängig sein von solchen Dienstleistern, von Speditionen und Schlachthöfen, und endlich alles in einer Hand haben.“ Viele Landwirte wünschen sich das, die meisten allerdings kapitulieren angesichts der immensen Kosten und absurden Auflagen. Nicht Lehmann. Der nahm die Herausforderung an und meisterte sie.

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Beste Qualität

In Bergsdorf entstand eine Schlachterei, die nach Erkenntnissen von Marry Temple Grandin konzipiert wurde. Die Professorin für Tierwissenschaften an der Colorado State University in Fort Collins gilt als Expertin für das Verhalten von Nutztieren und als weltweit führende Schlachthof-Designerin. „Ihre Schlachthäuser sind so konstruiert, dass die Tiere nicht wissen, was mit ihnen passiert“, erklärt Christoph Lehmann, „es gibt also weder Angst noch Panik.“ Da geht es um kurvige Gänge, um ein spezielles Lichtkonzept, das Schattenwürfe verhindert, um rutschfreie Böden, um Schalldämmung – eine Wissenschaft für sich. „Die Tiere erleiden auf dem Weg zur Betäubungsbox keine Schmerzen und haben null Stress“ so der 22-jährige Fleischermeister Anton Klein, „und das wirkt sich wiederum positiv auf die Fleischqualität aus.“

Agrar GmbH Bergsdorf

Liebenberger Weg 12c

16792 Zehdenick OT Bergsdorf

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