Andreas Rieger – wie geht’s?

Eine Verabredung, mitten im Lockdown 2021 auf dem Kollwitzmarkt in Prenzlauer Berg. „Hallo, Andreas Rieger, wie geht’s?“ „Danke der Nachfrage, meine Familie ist gesund und mein neuer Job im Michelberger Hotel macht mir Spaß, trotz der Pandemie-Einschränkungen.“ Über die Vergangenheit will er nicht mehr reden. „Abgehakt“, sagt er nur. Also fragen wir auch nicht weiter und sprechen lieber über ein Buch, in dessen Impressum Andreas Rieger als Rezeptrechercheur angegeben ist.

Fragen, die auch Andreas Rieger bewegten, als ihn Manuela Rehn und Jörg Reuter vor knapp drei Jahren fragten, ob er ein Buchprojekt begleiten würde.

Rehn und Reuter, Inhaber des Lebensmittelgeschäftes „Vom Einfachen das Gute“ und der Strategieberatung „Grüneköpfe“, hatten einen Plan, den viele, die davon hörten, zumindest hinter vorgehaltener Hand belächelten. Heimatküche, Traditionsrezepte, Regionalklassiker – daran haben sich schon zwei Generationen von TV-Köchen abgearbeitet, hieß es, und danach jetzt in Seniorenheimen zu suchen, macht des Ganze auch nicht spannender.

Unser kulinarisches Erbe

Manuela Rehn und Jörg Reuter gaben auf solche Bedenkenträger-Meinungen nicht viel, auch Andreas Rieger war schnell überzeugt. Weitere Spitzenköche kamen ins Boot: Sebastian Frank (Horváth/Berlin), Christoph Hauser (ehemals Herz & Niere/Berlin, heute Weck die Heimat/Berlin), Micha Schäfer (Nobelhart & Schmutzig/Berlin), Lisa Angermann (Frieda/Leipzig), Julia Komp (ehemals Schloss Loersfeld/Kerpen, heute Lokschuppen/Köln), Jochim Busch (Gustav/Frankfurt am Main), Fabio Haebel (Hæbel/Hamburg), Tony Hohlfeld (Jante/Hannover) und Ricky Saward (Seven Swans/Frankfurt am Main).

Unterstützt wurde das Projekt vom Schweizer Coop-Fonds für Nachhaltigkeit und von Transgourmet Deutschland, einem Lebensmittelgroßhändler mit Sitz im hessischen Riedstadt.

Die kulinarische Expedition Heimat führte zuerst mal Andreas Rieger kreuz und quer durch die Republik und in elf Seniorenheime – vom Haus am Kalksee in Rüdersdorf bei Berlin über das Seniorenheim am Wehbers Park in Hamburg, die Seniorenresidenz Ennigerloh in Münster, das Luise-Poloni-Heim in Tübingen bis nach Starnberg ins Rummelsberger Stift. „Interkulturelle Forschungsreise“, nennt er im nachhinein seinen gut dreiwöchigen Deutschlandtrip.

„Meine Aufgabe war es, mit den Seniorinnen und Senioren über Traditionsgerichte ihrer Heimat zu sprechen, gemeinsam mit Ihnen die für unser Buch geeigneten auszuwählen und die Rezepte zu recherchieren“, so der Küchenchef. „Zusammen mit den älteren Herrschaften“, fügt er hinzu, „haben wir dann die ausgewählten Gerichte gekocht, jeweils ein Kollege an jedem Ort und ich.

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Unser kulinarisches Erbe
Entstanden ist ein Buch, das diese Reise porträtiert und die vielen berührenden Gespräche festhält, die die Autoren Manuela Rehn und Jörg Reuter, die Fotografen Caro Hoene und Joerg Lehmann, die „Köche vor Ort“ und die alten Menschen miteinander führten.

„Unser kulinarisches Erbe“ – dessen 4. Auflage erschienen ist – enthält 96 Lieblingsrezepte der Generation unserer Großeltern von Altländer Apfelsuppe über Böfflamott bis zu Zuckerkuchen und Zwiebelklump. Authentisch bis zur letzten Zutat und ohne, dass auch nur einer der „Köche vor Ort“ den Charakter der Gerichte nach eigenem Geschmack modifizierte. „Ich kann allerdings mit meinen Notizen“ so Andreas Rieger, „in Nullkommanix auch eine moderne Version kochen.“ Beleg dafür, dass Traditionsgerichte durchaus geeignet sind, als Basislager für kulinarische Abenteuer zu dienen.

Unser kulinarisches Erbe
Lieblingsrezepte der Generation unserer Großeltern
Becker Joest Volk Verlag Hilden
ISBN 978-3-95453-185-1
Preis: 29,95 Euro

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