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Besingers Ölmühle – Drachenkopföl

Die Ess-Avantgarde jubelt: Hanfsamen, Hanföl aus der Ölmühle und Brot, gebacken aus dem Trester, der als Pressrückstand bleibt. Haselnussöl zum Kopfsalat, Fenchelöl zum Käsegang, Kresseöl zum schwarzen Schwein…

Die Ess-Avantgarde jubelt: Hanfsamen, Hanföl aus der Ölmühle und Brot, gebacken aus dem Trester, der als Pressrückstand bleibt. Haselnussöl zum Kopfsalat, Fenchelöl zum Käsegang, Kresseöl zum schwarzen Schwein, vom Service effektvoll am Tisch angegossen. „Köstlich“, so selbst der des Überschwangs eher unverdächtige Gault Millau.

Kolja Kleebergs köstliche Öle kommen aus der Ölmühle an der Havel in Kladow. Dr. Frank Besinger und seine Partnerin Sabine Stempfhuber begannen dort vor vier Jahren, Ölsaaten zu pressen.

Die Branche lächelte damals milde über die Seiteneinsteiger, die angetreten waren, einen ziemlich satten Markt aufzumischen.

Heute nickt sie nur noch anerkennend. Der winzige Markthallenstand gehörte zum Gründer-Lehrgeld, inzwischen betreiben Besinger und Stempfhuber zwei stylische Läden in bester Lage – einen in der Kreuzberger Bergmannstraße, denn anderen im Potsdamer Holländerviertel.DrachenkopfÖl, Ölmühle

Besinger 49, stammt aus Dresden, seine Eltern flüchteten mit ihm aus der DDR nach Hamburg. Er studierte in London Maschinenbau, promovierte zum Dr.-Ing. Und machte beim Beratungsgiganten McKenzie Karriere. Über die Gründe seines Ausstiegs macht Besinger nur Andeutungen. „Mehr Lebensqualität“, sagt er. Und: „Es ist etwas viel Kraftvolleres, ein gutes Öl zu pressen als beispielsweise die Kompetenzfelder eines Unternehmens mit den Interessenfeldern seiner Kunden abzugleichen.“

Gemeinsam mit Partnerin Sabine Stempfhuber, gebürtige Aschaffenburgerin und gelernte Restaurantfachfrau, baut er im Keller des Kladower Einfamilienhauses eine Ölmühle auf und richtet eine Manufaktur ein.

Der Suche nach geeigneten Lieferanten von regionalen Ölsaaten – „samenfeste Sorten, biologisch angebaut“ – folgen dutzende Tests und Verkostungen. Dass letztendlich Geschmack und Qualität entscheiden, beweist die Tatsache, dass neben Deutschlands Delikatessen-Guru Ralf Bos auch, die Hamburger Mutterland-Feinkosthändler und der Waltroper Manufactum-Versand Öle aus Kladow schnell in ihr Sortiment aufnehmen.

Ausgewählte Bio-Geschäfte und Berliner Food Assemblies ziehen nach, eine Reihe von Berliner Spitzenköchen beliefern Frank Besinger und Sabine Stempfhuber direkt. „Unser Hauptaugenmerk gilt nativen Pflanzenölen“, erklärt der Ölmüller, „kalt gepresst, ungefiltert, absolut in Rohkostqualität.“

In den Regalen der Geschäfte in Berlin und Potsdam stehen neben den so genannten Basisölen aus Sonnenblumenkernen sowie Hanf-, Lein-, Mohn-, Raps-, Senf- und Leindottersaaten auch Kräuteröle. Mit hoher Aromadichte und geschmacksintensive Nussöle.

Star des Angebots ist das Drachenkopföl, das aus den winzigen Samenkörnern des Iberischen Drachenkopfs Lallemantia iberica gewonnen wird. „Sein extrem hoher Anteil an der ernährungsphysiologisch so wertvollen Alpha-Linolensäure sowie der feine grasig-nussige Geschmack machen das Drachenkopföl in jeder Küche zu etwas Besonderes“, so Besinger.

Was der bescheidene Mann mit dem breiten Scheitel und den wachen Augen nicht sagt: Er ist der einzige Ölmüller im Land, der das seltenste unter den einheimischen Pflanzenölen noch presst.

Übrigens: Längst haben die beiden Genusshandwerker ihre Offerte komplettiert. Es gibt hausgemachte Pestos, handgeschöpfte Schokoladen, glutenfreie Mehle, Grün-, Schwarz- und Kräutertees sowie das wahrscheinlich umfangreichste Angebot an Gewürzen weit und breit…

Ölmühle an der Havel

Bergmannstraße 104
10961 Berlin-Kreuzberg
www.oelgenuss.de

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