Reisebericht von Rose Marie Donhauser
Der Fluss Duero hat diesem Weingebiet, das sich auf 115 Kilometer Länge und einer Breite von ca. 35 Kilometer ausstreckt, den Namen gegeben. Eine Landschaft, in der sich kahles Ödland und sanfte Hügel abwechseln und die Reben auf 700 bis 1000 Metern gedeihen lassen. Kalk, Lehm, Sand, Kies und steinige Böden bieten den mittlerweile 8.148 Winzern sehr gute Möglichkeiten dem Tempranillo eine eigene Handschrift zu geben.
Die Weinregion mit über 23.206 Hektar Rebflächen ist die Heimat der Tempranillo Rebsorte oder Tinta del Pais, wie sie hier am Duero genannt wird. Mit über 95% dominiert sie den Weinanbau. Auch die Gesetzgebung der DO (Denominación de Origen), die seit 1982 den EU-Qualitätsstatus kontrolliert, besagt, dass alle Weine mindestens einen Anteil von 75% Tempranillo haben müssen.
Vielfach produzieren Winzer reine Tempranillo-Rotweine oder sie haben zudem noch Rebsortenbestände wie Cabernet Sauvignon, Merlot, Malbec und Grenacha, die individuelle Blends hervorbringen. Außerdem gibt es noch die weiße Rebsorte Albillo Mayor, die erstaunlicherweise auf über 450 Hektar die größte Anbaufläche nach der Tempranillo-Traube einnimmt. Mit typischen Ananas-, Apfel- und Kreuzanisnoten wird sie für die Rosada-Weine verwendet, darf aber auch mit bis zu 5% in den Rotweinen verarbeitet werden.
Einen schönen Querschnitt boten Besuche diverser großer und kleiner Bodegas, die entweder konventionell oder ökologisch arbeiten. Dabei ist bei allen Winzern Nachhaltigkeit und Diversität ein großes Thema. „Zurück zu den Wurzeln“, so drückte es Jaime Postigo aus, der mit anderen Partnern seit 2007 Eigentümer des Bosque de Matasnos ist. Der Winzer hat u.a. 4 Hektar alten Tempranillo, der 1960 angepflanzt wurde, sowie die größte Anpflanzung von Malbec am Ufer des Duero. „Die Höhenlage von 950 Metern bringt für die Rebstöcke heiße Tage und kühle Nächte.
Wir ernten Ende September/Anfang Oktober, wobei Frost im September nicht ungewöhnlich ist“, wie Jaime erzählte. „Die aromastarke Tempranillotraube mit ihrer harten Schale ergibt eine sehr intensive Farbstärke mit wertvollen Gerbstoffen, die für die Ribera-Rotweine so typisch ist.“ Beim Mittagessen gab es zu Muscheln überraschenderweise einen Weißwein „Blanco de Matasnos“, der, wie Javier erzählte:
„Das Geheimnis in seiner Herkunft Chardonnay liegt und der in der größten Höhe Spaniens angepflanzt wird – und vor allem ein Weißwein im Gebiet der Rotweine ist.“ Zu Wild, Ziegenkäse, Thunfisch und Schinken gab es dann die vier Rotweine von Matasnos, einen Tempranillo-Malbec 2014, Ficha de Cata 2017, Syrah de Matasnos 2016 und Edición Limitada 2015.
„Die unterschiedliche Bodenbeschaffenheit, gepaart mit den teils unberechenbaren Wetterbedingungen, die von minus 20 °C bis plus 40 °C variieren können, stellt zum einen hohe Anforderungen an die Winzer, ermöglicht aber zum anderen auch eine große Vielfalt an Qualität und Weinstil“, führt Javier Zaccagnini leidenschaftlich aus. Zaccagnini wird hier in der Ribera sehr viel Respekt gezollt, er hat 1999 mit Mariano Garcia die Bodega Aalto gegründet, die nur zwei 100prozentige Tempranilloweine herstellt, den Aalto und den Aalto PS und als eine der berühmtesten Bodegas Spaniens zählt.
Wir trafen Javier in seinem Weinkeller, wo er uns aus den Fässern Proben von seinem Weinprojekt „Sei Solo“ degustieren ließ. Der Direktor des Kontrollrates der D.O. Ribera del Duero, Pablo Baquera kennt Zaccagnini nicht nur als Geschäftsführer von Aalto, sondern erzählte auch, dass Zaccagnini über 6 Jahre als Consortiumchef tätig war.
Im Epizentrum der Tempranillo Weine – die Ribera del Duero zählt zu den spanischen Top Weingebieten – gehört die Kombination der Rebsorte und die Lagerung in Eichenfässern zur DNA und führt zur Klassifizierung von Crianza (6 Monate), Reserva (12 Monate) und Gran Reserva (18 Monate).
Die Bodega Valduero, die auch für den Weintourismus die verzweigten unterirdischen Tunnel mit einer sehenswerten Kunstausstellung gekrönt hat, verfügt über 200 Hektar Rebflächen. Vielfach gekürte Weine stammen aus diesem Weingut, Weinliebhaber können im berühmten „Club de Bariccas“ Mitglied werden und sich ihr persönliches Weinfass (ca. 10.000 Euro) damit kaufen. Der exklusive Rotwein wird in 300 Flaschen abgefüllt und zugeschickt.
Fazit: In den letzten 30 Jahren hat sich eine Top-Weindestination entwickelt, die sich speziell mit Tempranillo einen Weltruf erarbeitet hat. Jeden einzelnen Wein, den wir in den verschiedensten Bodegas degustiert haben, ist Ausdruck des individuellen Terroirs und (Hand)Arbeit der Winzer. Aromastarke, kräftige Weine, die ihre Heimat „Ribera del Duero“ präsentieren.
Besuchte Bodegas:
www.dehesadeloscanonigos.com