Anna Stiegemann und ihr Großstadtgranola

Anna Stiegemann ist die „Müsli-Mama“ – der Titel stammt von ihrer vierjährigen Tochter Matilda. Sie selbst sieht sich eher als Müslisommelière. „Bevor ich mit meinen eigenen Kreationen an den Start gegangen bin, habe ich mich systematisch durch die europäische Müsliwelt probiert“, begründet die 38 Jährige, „und mich intensiv mit Zutaten und Zubereitungen beschäftigt.

Kurze Pause, man merkt, sie hat Spaß bei dem Gedanken, eine neue Berufsbezeichnung zu kreieren. „Warum eigentlich nicht“, fährt sie fort, „schließlich gibt es Biersommeliers, Brotsommeliers, Fleischsommeliers, sogar Wassersommeliers, weshalb also keine Müslisommeliers?“ Anna Stiegemann stammt aus dem Hessischen. Geboren in Gießen, aufgewachsen in Großen-Linden. Studium in Mainz, Kunstgeschichte, Theaterwissenschaften.

Der Liebe wegen zog sie 2009 nach Berlin und begann während der Elternzeit ihre Müsliexperimente. „Mir war von Anfang an klar, dass ich ausschließlich Bio-Zutaten verwenden werde, die – wenn irgend möglich – aus der Region kommen sollten, dass ich auf Zucker, Palmöl, geschwefelte Trockenfrüchte und behandelte Nüsse ebenso verzichten werde wie auf alle exotischen Superfoods von Chia bis Quinoa, gar nicht zu reden von den diversen Aroma- und Konservierungsstoffen.“

Als die Geschmackstests sie zufrieden stellten, entschied Anna Stiegemann, dass das Müslimacherdasein ein erstrebenswertes Lebensmodell sein könnte. 2018 gründete sie ihre Manufaktur (die Bio-Zertifizierung folgte kurze Zeit später) und brachte unter dem Markennamen „HaferZeit“ vier Müslisorten auf den Markt: Apfel- Hanf, Ingwer-Chili, Masala-Curry und Mohn-Blaubeer.

Basis aller Kreationen sind Hafervollkornflocken, die sie aus der Lüneburger Heide bezieht. „Hafer übrigens“, doziert sie, „ist in meinen Augen ein absolut unterschätztes Getreide, relativ glutenarm, ballaststoffreich und mit hoher Nährstoffdichte ausgestattet.“

Je nach Sorte enthalten ihre Mischungen 55 bis 60 Prozent der ernährungsphysiologisch so wertvollen Hafervollkornflocken – der Rest, also 40 bis 45 Prozent, sind Nüsse, Saaten, Trockenfrüchte. Im Falle ihres Masala-Curry-Müslis beispielsweise Cashew-, Kürbis- und Sonnenblumenkerne, Bockshornklee- und Goldleinsamen, Buchweizen, getrocknete Aprikosen sowie Kokosraspeln und Kokoschips.

Dazu kommen Gewürze und als Süßungsmittel Agavendicksaft. „Rund 800 Gramm davon auf 10 Kilogramm Müsli“, so Anna Stiegemann. Das Ergebnis sind Müslis, die Biss haben, spannend auf der Zunge und nicht pappsüß sind, sondern schön feinherb. Und die nicht nur den ultimativen Morgenkick liefern, sondern sich auch als Zwischenmahlzeit irgendwann am Tag gut machen.

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„Wir reden zwar immer von Müsli“, sagt die Jungunternehmerin am Ende unseres Gesprächs, „aber vielleicht schreiben Sie doch besser Granola.“ „Weil das auf Ihren Verpackungen steht?“ „Nein, weil gebackenes Müsli so genannt wird, Granola oder Knuspermüsli.“

Und einmal im Fluss, spricht sie noch über den amerikanischen Gesundheitsapostel und späteren Erfinder der Corn Flakes, John Harvey Kellogg, der 1878 aus doppelt gebackenen Weizenkörnern ein Produkt herstellte, das er „Granola“ nannte – nachdem fünfzehn Jahre zuvor James Caleb Jackson gebackenes und zerbröseltes Vollkornmehl als „Granula“ auf den Markt gebracht hatte. Ja, Anna Stiegemann hat das Zeug zur Müslisommelière…

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HAFERZEIT
Bölschestraße 25
12587 Berlin-Friedrichshagen
Tel. 0172 – 98 34 624
www.haferzeit.de

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