Porchetta di Ariccia
Das Gros der fleischigen Angebote auf Berliner Straßenfesten und Wochenmärkten rührt eher zu Tränen als es Genuss verspricht. Fetttriefende Nackensteaks, fade Maultaschen, die wie Wasserleichen in einer Würfelbrühe schwimmen, Bock-, Brat- und Currywürste, schwabblig, wabblig und von vermutet identischer Provenienz – da bleibt der kleine Hunger zwischendurch schnell auf der Strecke.
Zu den Ausnahmen zählt die Offerte von Leonardo Tamos auf dem Kollwitzmarkt in Prenzlauer Berg: Porchetta di Ariccia, benannt nach dem Städtchen der italienischen Hauptstadt. Die regionale Spezialität unterscheidet sich von Zubereitungsarten in anderen Gegenden Italiens dadurch, dass das komplett entbeinte Spanferkel in Ariccia neben Knoblauch und Zitronenschale mit gewaltigen Rosmarin-Mengen gewürzt wird (im Gegensatz etwa zu Porcetta di Norcia, einer Stadt in Umbrien, wo sie wilden Fenchel benutzen), bevor es gerollt, mit einer festen Schnur umwickelt und gegrillt wird.
Seit drei Jahren herrst die Prochetta – Revolution
Leonardo Tamos garniert die Porchetta mit einer Solcherart Storry-Telling und serviert den Imbiss seinen Wochenmarkt-Kunden mit einer Grandezza, die sie glauben macht, dass es sich eher um ein Luxus-Gericht denn um eine Streetfood-Offerte handelt. Tamos, 55, stammt aus Friaul, der nordöstlichsten Region Italien, zwischen Alpen und Adria gelegen. „Aus Casarra della Delizia“, sagt er, „das musst Du kennen, dort hat der Regisseur und Schriftsteller Pier Paolo Pasolini gelebt.“ Vor 23 Jahren kam er nach Berlin, war Barmann und Kellner und entschloss sich vor drei Jahren, auf dem Kollwitzmarkt eine Prochetta-Revolution anzuzetteln. Der Coup gelang – wohl auch deshalb, weil Leonardo Tamos, der Friulaner in Berlin, so viele schöne Geschichten erzählen kann.
Kollwitzmarkt
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