Kulinarische Nachlese – Soldatenkönigs Tafelfreuden

Die Beschäftigung mit kulinarischen Traditionen gehört zu unseren Leidenschaften. Deshalb drehen wir auch heute das Rad der Geschichte zurück, diesmal um rund 200 Jahre, und liefern Ihnen letzte Nachrichten aus der Küche des Berliner Schlosses. Das Buch, das uns dazu inspirierte, stammt aus der Feder von Elisabeth Maria Kloosterhuis.

Die Historikerin, Germanistin und Politologin hat sich darin intensiv mit den Tafelfreuden des Preußenkönigs Friedrich Wilhelm I. (1688-1740) beschäftigt, der zwar nur einmal Krieg führte, aber wegen seines Hangs zu allem Militärischen den Beinamen „Soldatenkönig“ trug. Zeitgenossen beschrieben ihn als fleißig, fromm und geizig, und sowohl seine Hofhaltung als auch seine Hofküche galten als ausgesprochen frugal.

Staatsgästen, so ist überliefert, ließ er Erbsen mit Speck, Kaldaunen mit Rüben und Weißkohl mit Rindfleisch vorsetzen. Selbst seine älteste Tochter Wilhelmine, die spätere Markgräfin von Bayreuth (1709-1758), beschwerte sich bitter über ihr kulinarisches Leben am väterlichen Hof. „Die Suppe, die man mir brachte, bestand nur aus Wasser und Salz; und wenn nach einer anderen verlangt wurde, hieß es, der König habe gesagt, sie sei gut genug für mich.“

Nun kommt Elisabeth Maria Kloosterhuis nach gründlicher Durchsicht von Küchenzetteln, Einkaufslisten und anderen Aufzeichnungen aus der Haushaltung des Soldatenkönigs zu einem anderen Schluss. „Die Quellen belegen eine luxuriöse Üppigkeit der königlichen Tafel zu jeder Jahreszeit“, fasst sie das Ergebnis ihrer Recherchen zusammen.

Eigentlich verwundert uns das nicht, denn es gilt wohl als historisch gesichert, dass üppige und vielfältige Mahlzeiten, der Glanz der königlichen Tafel, damals nicht als Luxus oder Verschwendung angesehen wurden, sondern zur dynastischen Selbstdarstellung gehörten und Bestandteil der absolutistischen Politik waren.

Obwohl Friedrich Wilhelm I. im Vergleich zu anderen europäischen Herrschern– etwa August dem Starken, der am Dresdner Hof regierte und sich ganz und gar am Versailler Vorbild Ludwig XIV. orientierte – ein Monarch war, der durchaus haushalten konnte, verzichtete er nicht auf kulinarische Annehmlichkeiten.

„Sein Speiseplan, nach den Monaten des Jahres eingeteilt, verrät, was der König gern auf seiner Tafel sah“, schreibt Elisabeth Maria Kloosterhuis und nennt Austern und Froschschenkel, 35 verschiedene Suppen, diverse „Fricasseen und Hacheen“, Fischgerichte, Wildbret sowie zahlreiche Pastetenvariationen. Und was er nicht frisch bekommen konnte, ließ er selbst erzeugen.

Lange bevor sein Sohn Friedrich II. in Sanssouci seine Orangerie erbaute, standen in Berlin und Potsdam Gewächshäuser, in denen frisches Obst, exotische Früchte und viele Gemüsesorten für die Schlossküche angebaut wurden.

Besonders interessant finden wir übrigens den Anhang von „Soldatenkönigs Tafelfreuden“. Die Autorin hat sich die Mühe gemacht, aus den „Königlichen Küchenzetteln“, die in den 27 Regierungsjahren Friedrich Wilhelms I. täglich geführt wurden, dessen Lieblingsgerichte herauszusuchen – insgesamt sind es 45. Hier eine kleine Auswahl:

Hechte mit Champignons, Krebsen und Sardellen
Barsche mit holländischer Sause und Meerrettich
Kalbfleisch mit Limonen
Ochsenzunge mit Brunnenkresse
Gestooftes Lamm mit Sauerampfer
Gebratene Austern…

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Vielleicht sind darunter ja auch einige Anregungen für Octavio Osés Bravo, Küchenchef im kürzlich eröffneten Restaurant Baret im Humboldt-Forum. Obwohl der Mann aus Argentinien stammt, ein paar königlich-preußische Speisen wären an diesem Ort ja vielleicht nicht schlecht.
Soldatenkönigs Tafelfreuden

Die Tafelkultur am Hofe Friedrich Wilhelm I.
Von Elisabeth M. Klosterhuis
unter Mitarbeit von Marina Heilmeyer
Berliner Story Verlag
Unter den Linden 26, 10117 Berliner
Berlin 2009
1. Auflage
125 Seiten
Preis (antiquarisch): 24,00€

www.bibliotheca-culinaria.de

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