Das Berliner-Umland
Wir bekennen: Unter allen Naherholungszielen im Berliner Umland ist uns die Uckermark das liebste. Jedes Mal, wenn mir im dünn besiedelten nordöstlichen Zipfel Brandenburgs unterwegs sind – lediglich 53 Menschen leben hier auf einem Quadratkilometer – begeistert uns diese Gegend aufs Neue. Stille Alleen, gesäumt von Buchen und Linden und manchmal auch von knorrigen Obstbäumen, weite Niederungen, sanfte Hügelgebiete, idyllische Seen, alles auf engem Raum. Pittoreske Dörfer, lauschige Höfe, Kirchen von schlichter Schönheit. Das alles macht den Kopf frei und tut der Seele gut, und immer, wenn wir dann noch einen Gasthof finden, der traditionelle Uckermärker Gerichte auf seiner Karte hat, ist unser Glück perfekt. Leider sind die Klassiker dieser bodenständigen, allerdings auch ziemlich kalorienreichen Küche selten geworden. Hechtfrikassee, Rehlungswurst oder Rinderzungenkadümzel (eine Art Frikassee) bedienen eben nicht den kulinarischen Zeitgeist.
Das Uckermark-Kochbuch
Als wir das 1910 in Prenzlau erschienene Uckermark-Kochbuch zum ersten Mal in den Händen hielten, hoffen wir, Rezepte der uckermärkischen Regionalküche zu finden – aber wir übersahen eine kleine Präposition. Da stand nicht „1.000 erprobte Rezepte aus der Uckermark“, sondern „für die Uckermark“. Offensichtlich war es also nicht das Ziel der Herausgeber des immerhin 235-seitigen Bandes, der klassischen Uckermark-Küche ein Denkmal zu setzen, sondern „Kloppschinken und Suernudeln un Boddermelk“, „Nudelsupp med Plum un Speck“ oder andere Kartoffelgerichte (die Kartoffel war wichtigster Bestandteil der meist kargen Kost der Gegend und heißt im Uckermärker Platt „Nudel“) durch feinere Zubereitungen zu ersetzen. Und so finden sich unter den 1000 erprobten Rezepten gesammelt für die Uckermark „meist“ kulinarische Kreationen eher internationaler Provenienz: Dänischer Salat, Englische Kalbssteaks, Luxemburger Leberpastete, Wiener Torte…
Schöne Rezepte
Das erscheint uns auch deswegen nicht verwunderlich, weil das Gros der vermutlich unter Leitung der Uckermärkischen Haushaltungsschule Prenzlau gesammelten Rezepte offensichtlich aus gehobenen Haushalten stammten. Allein 41 steuerten beispielsweise die Gräfinnen Arnim aus Boitzenburg und Groß-Spreewalde bei, 16 stammten von Baronin Redwitz und je fünf von Frau Forstmeister Hollweg und Frau General Witte aus Blankenburg. Lediglich 13 der 1.000 Gerichte wurden mit dem Zusatz „Uckermärkisch“ versehen.
Uckermärkischer Geschichtsverein
Buch: 235 Seiten von 1910 (antiquarisch) 180€