Ash Lee serviert heimatliche Spezialitäten im Reichenberger Kiez
Die Zeit vor Chungking Noodles: Kennengelernt habe ich Ash Lee vor sieben Jahren – am 26. Januar 2013. Ich weiß das deshalb so genau, weil ich den Speisezettel ihres damaligen Pop-up-Dinners aufgehoben habe – neun Gänge, Gerichte aus der Küche Ihrer Großmutter. Großartig verändert hat sich die 37-Jährige seitdem kaum, lediglich die Haare sind etwas kürzer und statt Wollmütze ist heute Basecap angesagt.
Die größte Veränderung hat Ash Lees Art zu kochen erfahren: Während sie früher häufig die eher milde, zuweilen leicht süßliche Küche ihrer Heimatstadt Shanghai favorisierte, kocht sie heute Chongqing-Style – würzig, feurig und chilirot. Chongqing, eine von 32 Millionen Menschen bevölkerte Metropolenregion von der Größe Bayerns, liegt rund 1.400 Kilometer westlich von Shanghai und damit deutlich jenseits des 115. Längengrades, der in China auch Chili-Meridian heißt. Wer westlich dieser gedachten Linie lebt (sie verbindet Peking, Wuhan und Kanton), isst scharf. Sehr scharf.
Das ist keine kulinarische Marotte, sondern Reaktion auf das Klima in Chongqing und der benachbarten Provinz Sichuan. Chili und andere scharfe Gewürze kühlen in den heißen Sommern, indem sie den Schweißfluss auf die Spitze treiben und wärmen in den kalten Wintern, besonders wenn man sie in heißen Töpfen aufkocht.
Das Klima also bringt eine der schärfsten (und pikantesten) Küchen Chinas hervor, die weltweit bekannte Sichuan Cuisine, die mit Slogans wie „Go West – be hot“ für ihre Gerichte wirbt. Eben auch für Chong Qing Xiao Mian, eine Nudelsuppe, die traditionell mit Hackfleisch vom Schwein gekocht, mit Chiliöl und Sichuanpfeffer geschärft und mit Kohl und Lauchzwiebeln serviert wird.
Genau so bereitet auch Ash Lee den Chongqing-Klassiker zu, und sie hätte, jede Wette, auch bei der „Generation Chilischote“ in China Erfolg.
Und das will nun wirklich was heißen, zumal sie keine gelernte Köchin ist, sondern diplomierte Industriedesignerin. Neben der Hackfleisch-Variante bringt Ash Lee noch drei weitere Zubereitungen in die Schüsseln – eine mit Rinderwade, eine vegan mit Shiitakepilzen und Tofu und – unser Favorit – eine mit gekochten Hühnermägen, in die neben den üblichen Scharfmachern zusätzlich noch marinierte Chilischoten kommen.
Allerdings gibt es diese Variante nur mittwochs. „Wahrscheinlich, damit man sich bis zum nächsten Mittwoch erholen kann“, so mein Freund und Mitschlürfer Uwe. Nicht verzichten sollte man auf Ash Lees kleine Vorspeisen, die natürlich auch dem Pepper-High-Effekt gehorchen – ChungKingPotatoes mit Chiliöl, ChunKingSausage von Simon Ellery, dem Sausage Man Never Sleeps, natürlich mit einer Extraprise Chili und ChungKingCucumbers, die allerdings sind süß-sauer.
Chungking Noodles
Reichenberger Straße 35
10999 Berlin-Kreuzberg
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