Mitte der 1980er muss es gewesen sein, dass die gezackten Blätter des Rucola anfingen, an unserer angestammten Salatkultur zu sägen. Blatt für Blatt wichen Kopf- und Eissalat und machten dem würzig-scharfem Kraut Platz, das unaufhaltsam unsere Zungen erobert und uns dazu mit dem Gefühl südländischer Lebensart verwöhnt.
Wo kommt Rucola überhaupt her?
Beheimatet ist das Kraut tatsächlich im Mittelmeerraum, angebaut wird es aber auch in Vorder- und Mittelasien, in Nord- und Zentralindien – hier besonders zur Ölgewinnung (aus den Samen) – sowie in Brasilien. Allerdings, so brandneu wie es scheint, ist Rucola auch hierzulande nicht.
Römische Legionäre, die auf das Aroma seiner Blätter und die Heilkraft der Samen nicht verzichten wollten, brachten das Kraut mit über die Alpen ins eroberte Germanien. Hier hieß es Rauke und machte sowohl als harntreibende und verdauungsfördernde Heil- als auch als Würzpflanze Fuore.
Schon im Mittelalter wurde er entdeckt!
In der Capitulare de villis vel curts imperii Karls des Großen (742-814), einer Anbaurichtlinie für die Landgüter des Frankenkaisers, in der 73 Gemüse, Kräuter und Stauden sowie 16 Obst- und Nussbäume aufgeführt sind, steht die Rauke zwischen Schwarzkümmel und Kresse auf Platz 26.
Später verlieren sich ihre Spuren. Etwa Mitte der 1970er Jahre tauchte die gute alte Salatrauke, dann – aus Frankreich und Italien kommende – wieder vermehrt auch in den deutschen Küchen auf und entwickelte sich hier mit der Zeit zum wahren Lieblingskraut.
Das verwundert nicht, wenn man weiß, wie einfach sich das Blattgemüse heranziehen lässt – mehr oder weniger unabhängig von der Jahreszeit und wie vielfältig es in der Küche eingesetzt werden kann. So taugt der scharfe Muntermacher, der neben vielen Mineralstoffen auch Biophenole, Carotinoide, Senföle, Bitterstoffe mit antibakterieller Wirkung und Vitamin C enthält, nicht nur als Pizzabelag, sondern auch als Salat, Suppe, in Eierspeisen oder im Quark sowie als Gemüsebeilage zu Fisch- und Fleischgerichten.
Übrigens: Neben der einjährigen Rucola (Eruca sativa) gibt es noch die seltenere mehrjährige Wilde Rauke (Diplotaxis tenuifolia) mit stärker eingeschnittenen Blättern und weit schärferem Geschmack.
Das Rucola-Gericht oben im Bild hat Peter Griebel aus dem Estrell-Hotel zu verantworten.