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Eine indische Reise, eine Hochzeit und ein Farbenspektakel

Rajasthan – „Das Land der Könige“ – übersetzt aus der Hindisprache, ist fast so groß wie Deutschland und zählt knapp 70 Millionen Einwohner.

Ein Reisebericht von Rose Marie Donhauser begleitet von Pino Bianco

Rajasthan – „Das Land der Könige“ – übersetzt aus der Hindisprache, ist fast so groß wie Deutschland und zählt knapp 70 Millionen Einwohner. Dieser Bundesstaat gehört zu den beliebtesten touristischen Zielen Indiens, da sich hier die Farben, die Sehenswürdigkeiten und Paläste der Maharadscha besonders beeindruckend zeigen.

„India is incredible“

Diesen ausgerufenen Slogan vom Indischen Fremdenverkehrsamt kann ich bestätigen. Die Vielfalt, die Extreme, die Geschichte, die Kultur, einfach alles ist unglaublich – erschreckend und faszinierend zugleich: Chaos und Ordnung, Dreck und Sauberkeit, Reichtum und bittere Armut in den Slums. Indien, ein Land zwischen Märchen und Albtraum, ein Land mit 1,2 Milliarden Einwohnern mit den vielfältigsten Formen des Lebens.

Die heiligen Kühe sind allgegenwärtig, dazwischen streunende Hunde und Ziegen auf den Straßen. Gerüche und Lärm vermischen sich – das pulsierende Leben tobt – dazwischen Motorräder, Tuk tuk, Autos und Lastwagen mit ständigem Gehupe.

Alles so schön bunt hier – Happy Holy

Los ging es nach dem Flug von Delhi in die relativ kleine Stadt Udaipur, mit seinem Lake Palace Hotel, mitten im Pichhola See gelegen, vielen noch als Kulisse des James Bond Filmes Octopussy bekannt sein dürfte. Im Stadtzentrum neben dem imposanten Maharadschapalast ist der Jagdish Tempel, ein Vishnu geweihter Hindu-Tempel. Wir waren am Vorabend vom Holy Festival, am 1. März, dort und erlebten die symbolische Verbrennung des Dämons Holika.

 

Die Menschen sangen und tanzten rund um das Feuer, beteten Pujas, die Freude soll den Sieg des Guten über das Böse darstellen. Berechnet wird der Termin des Festivals nach dem Vollmond und die farbenprächtigen Schlachten sind Lord Krishna, der Reinkarnation des Gottes Vishnu gewidmet. Zwei Tage dauerte das Spektakel, dafür hatte jeder einen Farbbeutel dabei, mit denen man andere Mitfeiernde einstaubte und mit „Happy Holy“ begrüßte. Am zweiten Tag wurde es dann klebriger, wenn meist junge Menschen nach dem Auftragen der Farbe, auch noch mit Wasserkanistern und -Pistolen anrückten und sich nass spritzten.

Vier Tage Hochzeit und eine blaue Stadt

Jodhpur wird die blaue Stadt genannt, weil die Häuser blau, mit einer Kalkfarbe unter Zusatz von Kupfersulfat, getüncht wurden. Heutzutage sind nicht mehr viele blaue Häuser übrig, was sehr schade ist. Ursprünglich bedeutete ein blau gestrichenes Haus, dass dort ein Brahmane lebt, der zur höheren Kaste gehört. Die Altstadt mit seinem großen Markt ist überquirlig und man braucht gute Nerven, um dem Lärm sowie den Kühen aus dem Weg zu gehen. Von hoch oben von der Festung Mehrangarh sieht die Stadt wunderschön aus, am besten „zur blauen Stunde“, beim Anbruch der Dämmerung. Etwa 2 Stunden von Jodhpur entfernt, treffen wir unsere indischen Freunde in dem Dorf Horsolav, wo wir im gleichnamigen Fort wohnten.

Wir hatten die Ehre bei den Hochzeitsfeierlichkeiten von dem 26jährigen Shivendra und seiner gleichaltrigen Verlobten Priti dabei zu sein. Seine Eltern haben die Braut ausgewählt, sie sind seit zwei Jahren verlobt. Vollmond, Hindukalender und Horoskop bildeten die Grundlage für den Hochzeitstermin.

Die Zeremonien dauerten vier Tage. Angefangen mit der Ehrerbietung aller Götter, der Ankunft des Ochsenkarren mit Holz zum Essen kochen, der Geschenkdarbietung von Abgesandten der Brautfamilie, dem Pferderitt des Bräutigams durch das Dorf und der Einladung aller Dorfbewohner zum Mittagessen. Jede Nacht wurde getanzt und das zuweilen bis zum Morgengrauen.

Am 4. Tag machte sich der Bräutigam mit Gefolge zum Dorf der Braut auf. Vom Ortseingang bis zur Haustüre der Braut ritt er auf einem weißen Pferd, begleitet von Musik und ausschließlich Männern. Stolz gekleidet mit Turban und langem Kragenrock stieg er vom Pferd, um mit einem Ritual seine zukünftige Frau zu begrüßen.

Priti war in einem purpurroten Sari gekleidet und verschleiert. Unter einem Baldachin sitzend, folgte das Brautpaar die nächsten zwei Stunden den Anweisungen des Priesters. Die rechten Hände des Brautpaars wurden mit einem Tuch verknotet, das Opferfeuer brannte. Blüten, Kokosnüsse, Reiskörner und heiliges Wasser kamen zum Einsatz.

Mystik lag in der Luft, ausschließlich Frauen folgten dem langen Ritual. Dem Brautpaar wurden vom Priester die Hände frei gemacht, sie legten sich gegenseitig eine Blumengirlande um, der Bräutigam lüftete den Schleier und gab seiner Frau auf den Mittelscheitel rotes Zinnoberpulver. Dann schritten sie sieben Mal um das Feuer und baten anschließend um den Eltern-Segen. Es war eine große, sehr anrührende Hochzeit, die Frauen und Männer getrennt feierten.

Text: ©Rose Marie Donhauser
Fotos: ©Rose Marie Donhauser

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