Wie geht’s eigentlich Song R. Lee?

„Ihn müsst ihr im Blick behalten“, sagte uns vor gut zwölf Jahren Josef Eder, damals Küchendirektor im Berliner Grand Hyatt über seinen besten Koch-Azubi, „aus dem Jungen wird mal was.“
Der Junge, Song Lee, war als Zehnjähriger 1988 mit seiner Familie aus Seoul nach Berlin gekommen, hatte schnell die deutsche Sprache gelernt, die Grundschule und das Gymnasium absolviert, die Abiturprüfungen bestanden und 2006 eine Lehrstelle in seinem Traumberuf ergattert.
„Dass ich im Hyatt genommen wurde und dort unter Josef Eders Fittiche kam, das war wie eine Fügung“, weiß Song Lee heute. Eder erkannte das Talent des jungen Koreaners und förderte es behutsam, machte ihn bereits nach dem ersten Commis-Jahr 2010 zum Sous Chef und 2011 zum Chef de cuisine der Tizian Lounge und des Restaurants Mesa und riet ihm 2014 sogar zum Wechsel ins noble Dae Mon am Monbijouplatz.
Dort schaffte es Song Lee mit seiner Interpretation zeitgenössischer koreanischer Küche sogar auf die Liste der mit Lob nicht eben freigebigen Berliner Starkritikergilde. Song Lee bedankte sich artig für so viel Ehre – und zog weiter. 2016 wurde er Küchenchef im Berliner Restaurant Sticks’n’Sushi, 2019 im Nikkei Nine in Hamburg.

Als Song Lee im Mai 2019 Berlin verließ, verabredeten wir uns locker – auf bald in Hamburg. Dass daraus ein Jahr werden würde, das war nicht geplant – ebenso wenig wie ein Treffen mit Mundschutz und im Coronaabstand vor einem geschlossenen Restaurant.

„Seit dem 18.März sind im Nikkei Nine die Türen zu und die gesamte Mannschaft ist in Kurzarbeit“, erzählt Song Lee und sieht dabei nicht eben besonders unglücklich aus. Darauf angesprochen, ahnt man ein Lächeln unter der Maske. „Natürlich stehe ich am liebsten am Herd“, so Song Lee, „aber am 16. März kam unsere Tochter Jenna zur Welt, und da bedeutet jeder Tag zu Hause für mich ein großes Glück. Hinzu kommt, dass die Inhaber des ‚Vier Jahreszeiten‘ entschieden haben, das Kurzarbeitergeld aufzustocken, weshalb also sollte ich niedergeschlagen durch die Welt laufen?“

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Keine Frage, Song Lee hat seine Entscheidung, im Nikkei Nine die Nachfolge von Ben Dayag anzutreten, der die internationale Küchenbrigade seit der Eröffnung Ende 2016 führte, bisher keine einzige Minute bereut. „Ich bin dankbar, in dieser Stadt leben und in diesem Haus arbeiten zu dürfen“, sagt er.
Besonders stolz ist Song Lee auf die Wahl des Nikkei Nine Ende 2019 in die „Lieblingsliste“ der F.A.S.-Kritiker Jürgen Dollase und Stephan Reinhardt. Deren Begründung kann er noch Monate später fast wörtlich zitieren: „Das Nikkei Nine im Souterrain des Hamburger Hotels Vier Jahreszeiten gehört zu den spannendsten neuen Restaurantformaten der Republik. Hier glänzt Song Lee mit einem ungemein ausgereift wirkenden Mix aus japanischer und peruanischer Küche.“ Kurze Pause, dann fügt er hinzu: „In einem Atemzug mit solchen Größen wie Heiko Nieder (er wurde von Dollase/Reinhardt zum Koch des Jahres international gewählt) und Torsten Michel (Koch des Jahres national) genannt zu werden, das ist doch schon was, oder?“ Wir bejahen und verabreden ein neues Treffen in Hamburg, dann im geöffneten Nikkei Nine.
PS: Der Re-Start des Restaurants erfolgte am 19. Mai 2020.

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NIKKEI NINE
Neuer Jungfernstieg 9-14
20354 Hamburg
www.nikkei-nine.de

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