Eine Reise nach San Gimignano

Es muss ja nicht immer Florenz sein!

Ein Reisebericht von Constanze Braun

Endlich führt uns wieder mal eine Reise nach Italien. Genau in die toskanische Kleinstadt San Gimignano, die mit ihrem mittelalterlichen Stadtkern auch gerne „Stadt der Türme“ genannt wird. Mit rund 7.500 Einwohnern liegt sie nicht nur in der Provinz Siena und etwa eine Autostunde von Florenz entfernt, sie hat neben touristischen Sehenswürdigkeiten, auch metertief unter der Erde ihre Vorzüge.

Millionen Jahre alte Muschel- und Austernschalen sowie andere Fossilien liegen in der Region rund um San Gimignano auf und in den sandigen Böden. Dieses magische Geschenk der Erdgeschichte kann man bis heute sogar schmecken.

Die Reben des feinen Weißweins Vernaccia di San Gimignano lieben die Mineralien, die ihre Wurzeln aus diesen Böden ziehen. Bereits 1276 wurde dieser Wein in alten Dokumenten erwähnt. Und so kommt es, dass hier mitten in der Toskana, die ja vor allem als Rotweinparadies bekannt ist – mit Brunello di Montalcino, Montepulciano, Bolgheri, Chianti & Co – neben den ganzen roten Königen, auch eine weiße Königin ihre Stellung behauptet.

Und was für eine! In jungen Jahren kommt der Weißwein ganz frisch und sachte daher. Doch gibt man ihm ein paar Lenze Reifezeit, egal ob im Edelstahltank oder im Holzfass, dann blüht er zu einer fantastisch vielseitigen, komplexen Persönlichkeit auf. Seine spritzige Art, die auch mit den Jahren nicht vergeht, passt perfekt zu den durchaus deftigen Spezialitäten der Region, wie der Fenchelsalami Finocchiona oder dem edlen Prosciutto Toscano, die hier gefühlt in keinem Essen fehlen, nicht einmal im gefüllten Oktopus – vielleicht gerade mal im Tiramisu.

Auf diesen geologisch faszinierenden, toskanischen Romantik-Hügeln, schaffen es neben sanften Nebelschwaden und Zypressen, zauberhafte Sonnenuntergänge und idyllische Weingüter mit Gästezimmern unbedingt auf die To-do-Liste.

Beispielsweise im Hotel Mormoraia – mit Blick aus dem Pool direkt nach San Gimignano: Hier flüsterten einst die Mönche. Heute wird hier herzlich gelacht, exzellent diniert und ganz feiner Wein von den eigenen Weinbergen kredenzt. Wein und selbst produziertes Olivenöl stammen aus biologischem Anbau. Alle Zimmer sind individuell eingerichtet – hier trifft toskanischer Ursprung auf anspruchsvolle Moderne.

Im Locanda dei Logi kann man wirklich eine persönliche Atmosphäre geniessen. Das schicke Weingut hat eine ausgezeichnete Lage, die Umgebung ist wie aus einem Bilderbuch der Toskana und liegt vor den Toren von San Gimignano. Wir lieben Häuser, die nicht dieses „Jedes-Zimmer-muss-gleich-aussehen-Feeling“ hat.

Ja, und dann dieses San Gimignano. Zurecht ein UNESCO-Weltkulturerbe.

Zuerst haben wir einen der noch erhaltenen Türme erklommen (es gibt noch 14 von ehemals 72). Der Blick über die weiten Hügel der Toskana und auf die Dächer der mittelalterlichen Stadt, entlohnt uns für die Mühen. Von hier oben machen wir uns einen Plan: Wir werden uns den Dom ansehen, alle kleinen Läden der Altstadt durchstöbern und uns die Füße in der Schlange vor der weltbesten Gelateria Dondoli platt stehen. Ja, hier muss man mit Touristen aus aller Welt um die berühmte Eistrophäe kämpfen. Das ist es allemal wert.
Übrigens: Wer lernen will, wie man so ein sinnlich-cremiges Eis selber macht, kann das in der 500 Meter entfernten Schule der Eiseria erlernen.

Die vielen kleinen Cafés und Restaurants entlang der beiden Hauptstraßen laden zum Verweilen ein – von Café bis Aperitivo. Wer in dem kleinen Städtchen so richtig auf den kulinarischen Putz hauen mag, dem seien die Restaurants Linfa und Cum Quibus – das toskanische Spezialitäten mit einer Prise Finesse und dazu hervorragende Weine serviert – ans Herz gelegt.

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Noch ein Tipp ist das Hotel La Cisterna, das direkt an der Piazza in der Altstadt liegt. Wer hier wohnt und speist hat das Gefühl, in antiker Vorzeit zu sein. Vor allem, wenn irgendwann die Tagestouristen die Stadt verlassen haben…

Am Ende unserer Reisezeit können wir uns kaum entscheiden, was uns am besten gefallen hat. Die antike Geschichte, die schnuckeligen Weingüter, das famose Essen oder die feinen Weine. Keine Ahnung!

Noch einmal kurz zum Thema Wein. Wir wollten doch mehr erfahren über diese Weinregion. Deshalb sind wir zum La Rocca am oberen Rand der Altstadt gelaufen. Dieses antike Gebäude, das sich auf dem höchsten Punkt von San Gimignano an eine alte Festung schmiegt, beheimatet das Zentrum der Vernaccia di San Gimignano Wine Experience. Innen dann modern, multimedial und mit viel Raum für Verkostungen lokaler Weine.
Und nach Florenz? Ein andermal – versprochen!

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