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Eine herbstliche Weinreise nach Südfrankreich

Renaissanceschloss Lourmarin

Besuch der Weingüter im Luberon. Auf dem Foto: Das Renaissanceschloss Lourmarin
Die AOC Luberon umfasst etwa 3.400 Hektar Rebfläche mit 36 Gemeinden, die am linken Flussufer der Rhône liegen.

Besuch der Weingüter im Luberon

Ein Reisebericht von Rose Marie Donhauser

Vom Flughafen Marseille aus geht es in rund 1 Stunde zur südfranzösischen Gebirgskette Luberon, die etwa 600 Quadratkilometer bemisst, sowie dem 230.000 Hektar umfassenden Naturpark, der seit 1977 unter UNESCO Schutz gestellt ist. Üppige Wälder mit Eichen und Aleppo-Kiefern wechseln sich mit eindrucksvollen Felsenformationen, sanften Hügeln, Lavendelfeldern und Weinbergen ab. Und genau hier ist der südliche Abschnitt des Weinanbaugebiets Rhône. Eine eigenständige Appellation, die sich seit 1988 als AOC Luberon (Appellation d´Origine Contrôlée bezeichnet.

©Rose Marie Donhauser für GenussNetzwerk.com

Lourmarin ist Ausgangspunkt für den Besuch von kleinen und großen Weingütern. Ein Dorf, das die südfranzösische Lebensart widerspiegelt und nicht nur im Sommer touristischer Anziehungspunkt ist. Literaten geraten und gerieten ins Schwärmen, berühmte Bewohner wie Albert Camus und Reiseschriftsteller Peter Mayle zeugen davon. Ein paar Dörfer weiter in Ménerbes wohnte Dora Maar und zeitweilig hatte auch Picasso dort sein Domizil. Zudem ist hier ein sehr interessantes Korkenzieher-Museum mit etwa 1000 Objekten, sowie das „Maison de la truffe et du vin“, Trüffel- und Weinhaus zu erkunden. Und wer nun meint, das sei alles eine filmreife Kulisse, auch das ist bereits in mehreren Filmen dokumentiert und bestätigt worden, wie beispielsweise in dem Kinofilm: „Ein gutes Jahr“.

©Rose Marie Donhauser für GenussNetzwerk.com
Bei Sylvain Morey, gebürtig aus dem Burgund, schlagen zwei Herzen in einer Brust: Er hat als leidenschaftlicher Winzer im Luberon „Flügeln bekommen“ und „hat seine Wurzeln“ im Familienbetrieb in Burgund. „439 Kilometer trennen mich von beiden Weingütern, allerdings auch Klima, Bodenbeschaffenheit und Weinkultur. Doch das ist alles kein Thema für mich, weil ich die Herausforderungen brauche und liebe“, erzählt Sylvain bei der Degustation von Bastide du Claux Barraban aus 2020. Dieser Weißwein ist eine Cuvée aus 65% Grenache Blanc, 25% Vermentino und 10% Ugni Blanc und überzeugt mit Komplexität, Reife, zarter Säure, leichter Bitternote und Cremigkeit. Überhaupt ist Sylvain durch und durch ein Naturmensch, der die Weinlese zu 100% per Hand tätigt und (Wein)Experimente mag, aber lieber beschützend auf die Natur eingeht. Auf knapp 17 Hektar gedeihen über 15 Rebsorten in verschiedenen Parzellen. Seine Rotweine sind es wert, darauf zu warten, also lagerfähig, so heißt es in Lobeshymnen seiner verschiedensten Auszeichnungen.

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Die AOC Luberon umfasst etwa 3.400 Hektar Rebfläche mit 36 Gemeinden, die am linken Flussufer der Rhône liegen. Laut Kommission müssen alle Weine als Cuvées (Blends) produziert werden, was heißt, dass für Rot- und Roséweine die Hauptrebsorten Syrah, Grenache, Mourvédre, Cinsault und Carignan und für Weißweine Grenache blanc, Vermentino, Clairette, Bourboulenc, Roussanne, Marsanne, Viognier und Ugni Blanc verwendet werden. Das Weinbaugebiet Côtes du Luberon lässt nur Hanglagen mit Kalksteinböden zu.
„Wein ist Ausdruck einer Landschaft“, so formuliert es Hervé Lassere vom Château Val Joanis, während er uns durch den wunderschönen, als“Jardin remarquable“ (bemerkenswerter Garten) ausgezeichneten Schlossgarten führt. Das Herzstück, das geschichtsträchtige, provenzalische Herrenhaus aus dem 17. Jahrhundert ist in 400 Hektar zugehörigem Land eingebettet, wovon über 180 Hektar Rebflächen sind. Hervé Lassere degustiert mit uns Rot-, Weiß- und Roséweine und erklärt uns, dass insgesamt im Luberon 45% Roséweine, 20 % Weiß- und 35% Rotweine hergestellt werden. Hier im Chateau ist das Angebot breit aufgestellt, die Weine sind im zugehörigen Hofladen zu erwerben. Zudem gibt es eine neue Produktlinie: Val Jo offeriert z.B. mit dem Rosé, einen unkomplizierten Wein mit Grapefruit-Anklängen und Aromen von Beeren.

©Rose Marie Donhauser für GenussNetzwerk.com

Wer hat nicht schon einmal davon geträumt, sich in einem Weinberg oder in einem Olivenhain verlieren zu lassen? Die Assoziationen bewegen sich zwischen Aufenthalten im Weinkeller, mit Winzern zu degustieren oder bei einer Olivenernte dabei zu sein. Und genau das nahm mit Nathalie Margan auf Château la Canorque Gestalt an. Zusammen mit ihrem Vater Jean-Pierre Margan führt sie das bio-dynamische Weingut. „Die hohe Qualität und der Charakter der Weine resultiert aus einer guten Balance und Eleganz. Für uns ist es immens wichtig im richtigen Moment zu ernten, aber nicht zu spät“, sagt Nathalie beim Eingießen vom Bio-Rotwein Coin Perdu 2018. Dabei erzählt sie uns dann doch von dem Kinofilim „Ein gutes Jahr“, der hier auf dem Schloss mit Russel Crowe gedreht wurde. „Dieser Wein ist aus dem Film bekannt und wird heute nur limitiert angeboten. Es sind Grenache, Syrah, Carignan und Mourvédre Trauben von kleinsten Parzellen, die an über hundert Jahre alten Rebstöcken wachsen“. Ich halte meinen Mund, weil ich Coin Perdu darin bewege und genieße. Ich notiere: Schwarze Beeren, feine Kräuter, weiche, seidige Tannine, würzige Blume. Ich spucke nicht aus!

©Rose Marie Donhauser für GenussNetzwerk.com

„Orca und Grand Marrenon sind unsere Topseller, Amountage wird im Naturpark geerntet, wo Schäfer 600 Schafe hüten“, erzählt Kellermeister und Direktor Philippe Tolleret von Marrenon bei der Degustation. Eine elegante Rotweinstilistik ist zu erkennen. „Wegen der Frische der resistenten Trauben ernten wir schon seit 15 Jahren von 2 Uhr Nachts bis 10 Uhr früh. Und es kommt im Luberon laut Tradition auf die Regionen an, verschiedene Parzellen, verschiedene Weine. Wir fokussieren uns auf Roséweine, die eine natürlich frische Leichtigkeit auszeichnet. Unser Flaggschiff ist Petula aus 98% Syrah und 2% Grenache.“ Marrenon wurde 1965 gegründet und dazu gehören sechs Kellereien, die insgesamt 15 Millionen Flaschen Wein pro Jahr produzieren.
Jedes Weingut, das wir besuchten, ob klein oder groß, setzt auf naturnahen Weinbau, auch wenn nicht alle explizit Bio-dynamisch zertifiziert sind. Vielmehr geht es den Winzern darum, das kulturelle Erbe im und rund um das Biosphärenreservat und die Umwelt zu schützen. Tradition bedeutet Vernunft und auch Verantwortung, Ehrfurcht vor dem Geschaffenen sowie dem historisch Gewachsenen. Das alles spiegelt sich in der Diversität in diesem Terroir von Flora und Fauna und bietet ideale Voraussetzungen für die Weine aus dem Luberon.

Mehr Informationen über die Weingüter im Luberon finden Sie hier:
https://bastideduclaux.fr/luberon-en/
https://en.val-joanis.com/
https://www.lesdomainesdefontenille.com/en/our-wine.html
https://chateaulacanorgue.com/
https://domainedemayol.com/
https://www.marrenon.de
http://www.domaine-ruffinatto.fr
https://www.royere.com/en/oil-museum-wine-luberon/
http://www.domainelenovi.com/
https://www.chateau-la-verrerie.com/

 

 

©Rose Marie Donhauser für GenussNetzwerk.com

 

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