Lebensart

Anrichten auf Glasplatten

Meine Begeisterung für die rechteckigen, schlichten schwarzen Glasplatten rührt aus meiner Abneigung gegenüber allen Arten von Schieferplatten her. Als Dachbelag oder Hausschmuck, in manchen Gegenden Deutschlands Tradition, gut und schön, aber als Träger diverser Vor- und Nachspeisen?


 

Meine Begeisterung für die rechteckigen, schlichten schwarzen Glasplatten rührt aus meiner Abneigung gegenüber allen Arten von Schieferplatten her. Als Dachbelag oder Hausschmuck, in manchen Gegenden Deutschlands Tradition, gut und schön, aber als Träger diverser Vor- und Nachspeisen?

Nicht nur, dass selbst der kleinste Klecks Sauce bei der geringsten Unachtsamkeit über den Rand läuft, auch das Kratzen und Knirschen, wenn Messer oder Gabel auf den Schiefer treffen, wirkt wie Geräuschterror. Diese Ansicht teilt auch Christine Mühlhan-Korner und hat deshalb schwarze Glasplatten mit Vertiefungen kreiert, sozusagen als Schieferplatten-Anrichtalternative. Wir sind zu Gast in Berlins einziger Glasmanufaktur.

Der ebenerdige Saal in einem Bürohaus in der Friedrichshainer Oberbaumcity ist Atelier, Werkstatt und Showroom zugleich.Glasplatten
„Seinetwegen sind wir hier 2009 eingezogen“, lächelte Christine Mühlhan-Korner und zeigt auf ein stählernes Ungetüm, fast eine Tonne schwer. „Das ist unser Ofen, und der brauchte eine Heimat.“ Die Diplom-Designerin stammt aus Herten, hat in Münster studiert, später auch dort gearbeitet, sich aber dann für einen Umzug nach Berlin entschieden – wohl auch, weil sie hier näher an ihren Kunden ist.

Wenn sie von „wir“ spricht, bezieht das übrigens ihren Mann ein, der sich als Jurist „um das Kaufmännische und Organisatorische“ der Manufaktur kümmert. „Meine Frau ist für die schönen Dinge zuständig“, sagt Michael Korner. Die „schönen Dinge“, das sind Teller, Platten und Schalen aus Glas. Formen- und variantenreiche „Foodpresenter“, wie es im Branchenjargon heißt, Unikate mit diskreter, grafischer Optik. Man könnte auch zeitlos sagen. Oder zeitgenössisch?

2.000 Jahre alte Technik

Gefertigt werden sie jedenfalls mit Hilfe einer über 2.000 Jahren alten Technik der Glasverschmelzung, dem Fusing. Dabei wird das Glas bei Temperaturen um 800 Grad Celsius in einen Zustand gebracht, dass es eine vorher festgelegt Form annehmen kann. Farbpigmente erzeugen dekorative Akzente, verschiedene Gläser besondere Wirkungen.Glasplatten „Mein wichtigstes Gestaltungsmittel ist die Temperaturführung“, sagte Christine Mühlhan-Korner. Laien können sich nur schwer vorstellen, was da über viele Stunden in diesem Ofen geschieht, die Resultate allerdings entzücken selbst zwanghafte Individualisten mit einer ausgeprägten Teller-Phobie.

Die Designerin erzählt vom Wunsch eines Sternekochs, einen Teller zu haben, der nicht wie ein solcher aussieht, aber dessen Funktion erfüllt. „Und?“ „Der Wunsch war mir Befehl.“ Den Namen allerdings will sie nicht nennen. Ansonsten ist die charmante Gestalterin mit Informationen über ihre Kunden freigiebig, wohl, weil es auch eine Frage der Reputation ist, in welchen Restaurants auf CMK-Design angerichtet wird.

„In Berlin beispielsweise im Hugos, im VAU, in der Weinbar Rutz, im Herz & Niere“, zählt Michael Korner auf. „In Paris im InterContinental Le Grand Paris, in Istanbul im Hyatt Regency, in Rio de Janeiro im Hotel Eleven.“ Kein Wunder eigentlich, denn irgendwie scheinen die Platten, Teller und Schalen von Christine Mühlhan-Korner auch ein Lebensgefühl auszudrücken.

www.smg-design.de

 

 

Click to comment

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

To Top