Viel Obst, wenig Zucker – Aufstriche von einem anderen Stern
Die Fruchtaufstriche, Konfitüren, Marmeladen und Gelees der Marke Gartenhaus Testorf sind geschmackliche Qualitätsprodukte – wunderbar fruchtig, nicht zu süß, von betörendem Duft und natürlicher Farbe.
Ihre Geschichte begann Ende der 1990er Jahre im ostholsteinischen Gut Testorf. Dorothy von Hülsen hatte ein paar alte Familienrezepte herausgekramt und verarbeitete die im Gutsgarten reichlich gereiften Erd- und Himbeeren zu Konfitüren. „Für den Beerenhunger meiner Familie“, sagt die freiberufliche Kunsthistorikerin, die damals für das Schleswig-Holstein Musik Festival tätig war. Die Begeisterung der Familie kannte kaum Grenzen und Dorothy von Hülsen verschenkte – derart bestärkt – ihre süßen Preziosen nun auch an gute Freunde. „Dann bekam das Ganze eine eigene Dynamik“, erinnert sie sich, „irgendwer ermutigte mich, meine Kreationen dem Hamburger Feinkosthändler ,Mutterland‘ anzubieten, ich tat das, eine erste Bestellung folgte. Erika Ammann, eine befreundete Grafikerin, gestaltete Etiketten und ich gründete schließlich 2002 die Manufaktur Gartenhaus Testorf.“
Fortan versüßte Dorothy von Hülsen das Leben ihrer Mitmenschen hauptberuflich. Neue Kunden baten um weitere Sorten, und sie lieferte. Zu ihren Beerenkreationen kamen Quitte, Holunder-Apfel, Mango, Rosa Pampelmuse und eine „Weihnachtsmarmelade“, ein Fruchtaufstrich aus Pflaumen und Johannisbeersaft, der – mit Nelken und Zimt aufgekocht – das winterlich-weihnachtliche Aroma beisteuerte.
Es dauerte nicht lange, bis auch die Medien die adelige Marmeladenköchin entdeckten. Man nannte sie in einem Atemzug mit der Elsässer Marmeladenkönigin Christine Ferber, das Gourmetmagazin „Der Feinschmecker“ kürte sie zur Siegerin eines großen Konfitürentests und der „Stern“ schrieb, dass neben ihren Aufstrichen viele Premiumkonfitüren schlicht verblassen“…
2017 entschied Dorothy von Hülsen, inzwischen 68, ihre „Ein-bis-zwei-Frauen-Unternehmung“ in jüngere Hände zu geben. Einen Nachfolger für die Mini-Manufaktur fand sie schnell und eher zufällig – während eines Frühstücks auf Schloss Kreisau während des Kammermusik-Festivals Krzyźowa-Music.
Bei jenem Frühstücksgespräch, das sich um Marmeladen, Konfitüren und Gelees drehte und bei dem Dorothy von Hülsen erwähnte, dass sie einen Nachfolger für ihre Manufaktur suche.
„Ich war schon erstaunt, dass ausgerechnet Sven sich dafür interessierte“, erinnert sie sich. Sven, das ist Sven Sochaczewsky, ehrenamtlicher PR-Chef des Kammermusikfestivals. Der 49-jährige Berliner hatte nach seinem Grafikdesign- und Kommunikationsstudium an der Universität der Künste bei der renommierten Werbeagentur Scholz & Friends Karriere gemacht, fühlte sich aber nach 13 Jahren Advertising-Job „irgendwie ausgebrannt“ und suchte nach etwas Handfesterem.
Nach reiflicher Bedenkzeit entschied sich Dorothy von Hülsen für den Werbeprofi – allerdings unter der Bedingung, dass ihre hohen Anforderungen an die Produktqualität ebenso erhalten bleiben wie die manufakturelle Herstellung und der Markenname. Sven Sochaczewsky akzeptierte und so wechselte die Manufaktur Anfang April 2017 vom Testorfer Gartenhaus in ein Schöneberger Mietshaus.
Der Ortswechsel hatte keinen Einfluss auf die Güte der Produkte. Kontinuität auf ganzer Linie also. Wie Dorothy von Hülsen verarbeitet auch Sven Sochaczewsky ausschließlich vollreife Früchte von Erzeugern und Händlern, die er persönlich kennt und wie seine Vorgängerin agiert er dabei mit Liebe, Leidenschaft und wenig Zucker.
Wie ehedem punktet auch das Gros seiner Kreationen mit einem Fruchtanteil von rund 70 Prozent. Keine Frage, Sochaczewsky versteht sich darauf, den vollen Geschmack erlesener Rohstoffe in feinen und vor allem nicht zu süßen Aufstrichen einzufangen.
Dennoch: Früher ein anerkannter Werbefachmann, international unterwegs, ein Beruf, von dem viele träumen – heute ein Marmeladenkocher. Ein Karriereknick? Sven Sochaczewskys Antwort kommt prompt, die Frage wurde ihm wohl nicht zum ersten Mal gestellt. „Nein, das war kein beruflicher Abstieg“, sagt er, „sondern lediglich ein Schritt in eine andere Richtung.“ Das klingt nicht nur glaubwürdig, das ist es wohl auch. Wäre es für ihn nur ein Job auf Zeit, hätte er sicher nie und nimmer in eine Abfüllmaschine und einen Etikettierautomaten investiert, neue Aufstrichkreationen entwickelt, Messen besucht und Kunden geworben.
Rund 30 Rezepturen enthält Sven Sochaczewskys Aufstrich-Portfolio – darunter einige für spezielle Kunden exklusiv gefertigte Schöpfungen wie ein Mango-Aufstrich mit 77 Prozent Fruchtanteil für das Kontorhaus Sylt in Keitum oder – für die Johann Bäckerei in Berlin-Schöneberg – ein Zwetschgenmus aus 53 Prozent vollreifen Zwetschgen, 15 Prozent rotem Johannisbeersaft (eine „Geheimwaffe“ auch in anderen Gartenhaus-Testorf-Kreationen) und drei Prozent Orangen – wunderbar fruchtig und mit einem Hauch Zimt abgeschmeckt. Übrigens: Unser Favorit ist Sochaczewskys Bitterorangen-Marmelade für einen Tagesauftakt ganz nach englischem Geschmack.