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Kulinarische Entdeckungen auf Rügen – die Insel-Brauerei

Eigentlich hat Berlin inzwischen so viele engagierte Kleinbrauereien und gute handgemachte Biere zu bieten, dass anspruchsvolle Bierkenner nicht unbedingt zur Insel Rügen fahren müssen. Doch ein Besuch der Insel-Brauerei in Rambin belehrt eines Besseren

International prämierte Flaschenreifungen aus dem Dörfchen Rambin

Eigentlich hat Berlin inzwischen so viele engagierte Kleinbrauereien und gute handgemachte Biere zu bieten, dass anspruchsvolle Bierkenner nicht unbedingt zur Insel Rügen fahren müssen. Doch ein Besuch der Insel-Brauerei in Rambin belehrt eines Besseren und lässt selbst das Herz verwöhnter Gerstensaftfans augenblicklich höher schlagen. insel-brauerei-ruegen-6Hier, in einem beschaulichen Inseldörfchen jenseits großstädtischer Craftbeer-Szenerien werden seit gut zwei Jahren in aller Stille und mit viel Zeit zwölf verschiedene, flaschengereifte Biere in Handarbeit kreiert, die außergewöhnliche Geschmackserlebnisse versprechen: Alle zwölf Hausmarken der Inselbrauerei sind obergärige Biere, die nach besonderen Rezepturen mit jeweils zwei verschiedenen Hefen und zwei unterschiedlichen Naturhopfensorten gemäß dem „Rügener Artenschutzabkommen insel-brauerei-ruegen-4für seltene Biere“ gebraut werden: naturbelassen, ungefiltert und ausschließlich mit ursprünglichen Zutaten, für deren Qualität Mutter Natur verantwortlich ist.

Bereits beim Betreten des modernen, Loft-artigen Brauereigebäudes kommt großes Wohlgefühl auf: Schlichtes Naturholz, so weit das Auge reicht, ein geschmackvoll gestaltetes Verkaufsshop-Entrée mit Schauregalen zwischen großen Holzfässern, kunstvoll aufgetürmten Flaschenkästen und glänzenden Kupferkesseln. Dahinter ein sechs Meter langer, gemütlich beleuchteter Schanktresen, über dem ein riesiges Panoramafenster in Kinoleinwandgröße Einblick auf die Brauanlage des Sudhauses bietet.

Hier können – wunschweise in Begleitung eines Biersommeliers – alle flaschengereiften Hausmarken aus entsprechend passenden, dünnwandigen Stielgläsern gekostet werden. Alle zwölf Biertypen (von spritzig-säuerlich über fruchtig-würzig bis cremig-herb) werden nach spezieller Rezeptur mit jeweils zwei unterschiedlichen Hefesorten und zwei verschiedenen Naturhopfen gebraut.

Für den Brauprozess werden ausschließlich handgepflückte Qualitätshopfen in naturbelassener Doldenform verwendet. Hopfen-Pellets kommen Insel-Brauerei-Chef Markus Berberich ebenso wenig in die eigenen Tanks, wie sonstige moderne Geschmacksgirlanden, mit denen sich vollbärtige Großstadthipster in der Gastroszene lautstark als ultimative Craftbeer-Braukünstler inszenieren.

Wie wird das Bier hergestellt?

Markus Berberich, der bis vor 4 Jahren noch als Geschäftsführer der Stralsunder Brauerei Störtebeker tätig war und das klassische Bierbrauerhandwerk von der Pieke auf gelernt hat, lässt da lieber die leisen Töne der Natur für sich sprechen. Im Sinne des „Rügener Artenschutzabkommen für seltene Biersorten“ setzt der erfahrene Braumeister bei den Rezeptur-Zutaten seiner Flaschenreifungen auf Ursprünglichkeit und größtmögliche Aromenvielfalt, die er durch Verwendung von jeweils zwei verschiedenen obergärigen Naturhefen erzielt. insel-brauerei-ruegen-1Die dürfen sich in offenen Gärwannen vier Tage lang entfalten, bevor der Brausud für 14 Tage in Tanks nachgärt, mit abschließender Traubenzucker-Dosage schließlich in die Flasche gebracht und für abermals zwei Wochen in der Reifekammer ruht, um maximalen Geschmack auszubilden.
Neben besonderen Ur-Hefekulturen (u.a. schottische Whiskyhefe, Abteihefe), seltenen Aromahopfen (aus Hallertau, England und Übersee), regional bezogenem Getreide (Gerste, Weizen, Hafer) und weichem Rügener Insel-Brauwasser spielt bei Berberichs Rezepturen auch die Kreide jener Felsen eine geschmacksprägende Rolle, denen die Insel Rügen ihre Berühmtheit verdankt.insel-brauerei-ruegen-2
So wird das trocken-säuerliche und besonders feinperlige „Insel Kreide“ Apéritif-Bier mit Champagnerhopfen und einer Prise echter Rügener Felskreide gebraut und ist nicht nur auf dem Gaumen, sondern, wie sämtliche anderen flaschengereiften Spezies der Inselbrauerei, auch optisch ein absolutes Highlight: Edel eingehüllt in ein mattbeiges Papierkleid und kunstvoll illustriert mit einem handgezeichneten Landschafts- bzw. Tier-Motiv, das jeweils mit Namen und Rezeptur des Bieres korrespondiert, sind die Flaschenaufmachungen allesamt eine Augenweide und fast zu schade zum Öffnen.

Ausgezeichnete Qualität

Sage und schreibe acht der zwölf hausgebrauten Sorten haben beim diesjährigen International Beer Award in London, an dem die Inselbrauerei zum ersten Mal teilnahm, prompt eine Goldmedaille gewonnen – darunter auch das „Insel Kreide“-Champagnerbier. Mehr Anerkennung und Qualitäts-Auszeichnungen für eine Kleinbrauerei, die gerade mal seit 2 Jahren existiert, geht kaum.insel-brauerei-ruegen-3
Dass die eleganten Flaschengestaltungen beim jüngsten „Red Dot Design Award“ auch eine Silbermedaille einheimsen konnten, interessiert den Brauereichef Berberich hingegen herzlich wenig. Ihm und seinem insgesamt 15köpfigen Team geht es in erster Linie darum, mit geschmackvollen Inhalten zu überzeugen. Dass diese natürlich auch möglichst ansprechend und appetitlich verpackt sein sollten, ist für den 47-Jährigen ebenso selbstredend wie die Tatsache, dass Bierfeinschmecker die Braukünste der Insel-Brauerei auch ohne großes Werbe-Tamtam für sich entdecken werden.

Mit einer Produktionssteigerung von anfänglich 100tausend auf inzwischen fast 500tausend Flaschenabfüllungen pro Monat ist dieser bescheidene Anspruch bereits mehr als erfolgreich aufgegangen. Inzwischen stürmen nicht nur Inseltouristen ganzjährig die Flaschenlager, sondern melden sich snun auch immer mehr Bar- und Restaurantbetreiber, die die goldprämierten Bier-Raritäten aus Rügen unbedingt auf ihren Getränkekarten haben wollen.

Neugierige Bierfreunde, die keine Zeit für einen Geschmacksausflug an die Ostsee finden, können sich alle Sorten über den Webshop der Insel-Brauerei als Flaschenpost nach Hause schicken lassen bzw. sich einen 12er-Holzkasten nach eigener Wahl befüllen. In den Regalen ausgewählter Filialen von Rewe, Edeka und Getränke-Hoffmann sind die handgemachten Inselbiere seit kurzem auch auf dem Berliner Festland gestrandet.

www.insel-brauerei.de

© Mike Draegert, November 2016 (für GARCON-Magazin / www.garcon24.de )

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